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Hans Traut der Jüngere (1487-1516): Fränkisches Weltgericht mit Himmelspforte (um 1500)

Unter der Inventarnummer 1137 besitzt die Staatliche Kunsthalle Karlsruhe eine spätmittelalterliche Tafelmalerei. Sie wird unter der Bezeichnung „Jüngstes Gericht mit kniendem Stifter und seinem Wappen“ geführt. Entstanden ist vermutlich in der Nürnberger Werkstatt von Hans Traut dem Jüngeren (1487-1516). Die nur 83 x 67 Zentimeter kleine Malerei auf Tannenholz befand sich dann in der Privatsammlung der fränkischen Patrizierfamilie von Starck. 1858 kam sie über eine Freiburger Sammlung in das damalige Badische Landesmuseum. Sie wurde bislang wenig wertgeschätzt, da sie im Depot lagert und es kaum Forschung oder Literatur zu dem Werk gibt. Dennoch ist es eine ausgezeichnete Tafelmalerei auf höchstem Niveau, die aber auch Rätsel aufgibt. So wurde sie links unten signiert mit „Israhel v. M.“ – ein solcher Maler ist nicht bekannt, lediglich ein Kupferstecher Israhel van Meckenem, auch soll die Signatur nicht um 1500, sondern erheblich später hinzugefügt worden sein. Von wem, warum?


Insgesamt zeigt das Gemälde den richtenden Christus, umgeben von zahlreichen bekannten Heiligen mit ihren Attributen (die zwölf Apostel). In die linke untere Ecke hat der Maler, den wir namentlich nicht kennen, eine Himmelspforte gesetzt, in die gegenüberliegende Ecke einen Höllenschlund. Der Höllenschlund ist übergroß und spektakulär, die Darstellung Jerusalems betont einfach.

Die Gotik (zumindest an diesem Detail!) ist überwunden: Die Pforte besteht lediglich aus einem wenige Zentimeter breiten Rundbogen, der aus Gold zu sein scheint, dem Material der Stadt Jerusalem. Die linke Seite ist zudem von weißgrauen Wolken verdeckt. Im Gegensatz zur Architektur sind die Personen davor individuell und detailliert wiedergegeben. Es sind Porträts von damals lebenden Personen der Zeit um 1500, die aber noch, wie es viele Jahrhunderte üblich war, verschiedene Stände repräsentieren. So konnte der mittelalterliche Betrachter sich selbst damit identifizieren, falls sein Stand vertreten war. Ungewöhnlich ist, dass hier die Petrusfigur zu fehlen scheint. An seiner Stelle öffnet ein lieblicher Engel in kostbarem Gewand mit einem Schlüssel die Pforte in das ewige Heil. Vielleicht liegt es daran, dass direkt neben dem Engel ein Papst steht, der sich ja in der Nachfolge des Petrus sah. Zudem darf nicht übersehen werden, dass Petrus bereits unter den Heiligen oben links eingefügt wurde, gegenüber von Paulus rechts.
Bemerkenswert ist, dass neben den Ständevertretern eine Heilige zu finden ist: Die Frau mit den langen Haaren ist die Büßerin Magdalena, dem Bibeltext nach eine Sünderin, die von Jesus zum Glauben bekehrt wird und ihm bis zu seiner Passion nachfolgt. Der Legende nach lebte sie bis zu ihrem Tod als fromme Eremitin; von einem Martyrium oder einem Einzug in das Neue Jerusalem ist nichts bekannt.

Badische Kunsthalle Karlsruhe (Hrsg.): Verzeichnis der Gemälde. Mit Anhang, Kartons, Zeichnungen, Skulpturen, Berlin 1929.
Craig Harbison: The last judgment in sixteenth century northern Europe. A study of the relation between art and the reformation, New York 1976.
Anna Moraht-Fromm: Das Erbe der Markgrafen. Die Sammlung deutscher Malerei (1350-1550) in Karlsruhe, Ostfildern 2013.

 

tags: Renaissance, Spätmittelalter, Himmelspforte, Schwaben, Altargemälde
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