Die ursprüngliche Gemeindekirche St Benet’s am Kollegium Queen Mary in London wurde 1940 von den Deutschen bombardiert und brannte aus. Erst 1962 war der Neubau als Kapelle des Kollegiums abgeschlossen. Der rundförmige neue Innenraum hat keine Fenster. Seine Innenwände sind mit einer Serie von Wandgemälden zur Apokalypse dekoriert. Sie stammen von dem polnischen Emigranten Adam Kossowski (1905-1986) und umspannen sieben zentrale Themen aus dem letzten Buch der Bibel. Unter Kossowski entstand eine der am meisten beeindruckenden Sgraffito-Arbeiten in England.
Das siebte und letzte Gemälde dieser Serie heißt „The New Jerusalem“. Wie die übrigen Werke ist das Bild unter Verzicht jeglicher Farbe allein in einer schwarzweißen Technik ausgeführt worden, die Kossowskis Herkunft aus der Keramikkunst verrät. Ganz oben, noch über den Dächern der Bauten der Gottesstadt, thront das Agnus Dei. Von ihm aus erleuchten mehrere Strahlenkränze konzentrisch die Welt – der erste dieser Kränze zeigt die zwölf Tore des Himmlischen Jerusalem. Im unteren Bereich, anscheinend auf der irdischen Welt, findet man im Bildzentrum den früchtetragenden Lebensbaum, umflossen vom Wasser des Lebens. Zu seinen Seiten flankieren ein Engel und Johannes den Baum. Im Hintergrund ist eine Gebirgslandschaft angedeutet, die von den ersten frühneuzeitlichen Bibeldrucken inspiriert ist (Georg Lemberger). Johannes erscheint ein zweites Mal, abgetrennt von dem eigentlichen Bild, in einer Konche stehend links. Gegenüber, auf dem rechten Zwischenpaneel zum nächsten Gemälde, ist ein Turm der Stadt eingefügt.
Im Juni 2014 wurden die Kapelle und die Wandmalereien von der Non-Profit-Organisation English Heritage als künstlerisch besonders wertvoll eingestuft.
Benedict Read: Adam Kossowski. Murals and paintings. With contributions by Tadeusz Chrzanowski, Martin Sankey, and Tymon Terlecki, London 1990.
Poli Stuart: A study of the life and work of Adam Kossowski. Extended essay, London, um 1990 (unveröff.).