Die Lilienfelder Concordantiae-caritatis Handschrift entstand zwischen den Jahren 1349 und 1351 und wird heute in der Stiftsbibliothek Lilienfeld in Niederösterreich aufbewahrt. Der Abt Ulrich von Lilienfeld erklärt in Bild und erläuterndem Text vor allem die Evangelien der einzelnen Sonn- und Feiertage des Kirchenjahres. Die „Concordantiae Caritatis“ zählt neben der Bible moralisée, der Armenbibel und dem Heilsspiegel zu den Höhepunkten typologischen Bild-Text-Zyklen des Mittelalters. In den meisten dieser Werke findet sich auch das Himmlische Jerusalem, hier als kolorierte Federzeichnung auf Blatt 234v. Es ist auf dem Blatt jedoch nicht der Hauptgegenstand, sondern lediglich nur ein Gegenstand von vielen, im Original nicht mehr als wenige Zentimeter groß (Ausschnitt von 9 x 9 Zentimeter).
Der Gegenstand ist unmissverständlich auf gotischen roten Minuskeln in Latein beschrieben, übersetzt liest man dort „zwölf fein polierte Perlen bilden die Tore“. Im Beitext wird erläutert, dass diese Tore eigentlich Tugenden seien, durch die man in die Stadt gelangt, wie man es auch von der „Leiter der Tugend“ kennt. Annähernd zeigt der Bau eine kubische Gestalt. Spitzbogige Tore machen fast sein gesamtes Äußeres aus. Vorne sieht man an der linken wie rechten Seite je drei Tore in grünblauer Farbe gezeichnet, von Perlen ist dagegen nichts zu sehen. Durch einen geschickten Einblick in das Innere sieht man dort die Rückseiten der anderen sechs Tore in einer ähnlichen hellblauen Farbe markiert. Dabei sind die vorderen Tore alle mit einer mittigen Linie geteilt, die rückseitigen Tore nicht. Damit soll angedeutet sein, dass die Tore der Stadt geschlossen sind. Am Rand der Gottesstadt zieht sich eine Mauerkrone entlang. Das Edelsteinfundament ist an der Basis angedeutet, aber weitere Merkmale der Himmelsstadt, wie Christus, Perlen, der Thron Gottes usw. haben auf den 9 x 9 Zentimetern keinen Platz mehr gefunden.
Hedwig Munschek: Die concordantiae caritatis des Ulrich von Lilienfeld, Frankfurt am Main 2000.
Martin Roland: Die Lilienfelder Concordantiae caritatis (Stiftsbibliothek Lilienfeld CLi 151), Graz 2002.
Herbert Douteil (Bearb.): Die ‚Concordantiae caritatis‘ des Ulrich von Lilienfeld. Edition des Codex Campiliensis 151 (um 1355), 2 Bdd., Münster 2010.