F. P.: Kupferstich (1880); Kopie von Jan Zwijnenburg (1944-2019): Gemälde (1984)
Gustave Dorés (1832-1883) Hell-Dunkel-Effekte, die Horizontalität wie auch die Architektursilhouette seines Jerusalem-Bildes wurden bald von anderen Künstlern nachgeahmt. Ein solches Beispiel findet man in der „Bijbel. Bevattende de boeken van het oude en nieuwe testament volgens de staten-overzetting“, die A. W. Bronsveld 1880 in Amsterdam bei dem Verlag A. Akkeringa herausbrachte. Der Kupferstich auf Seite 1688 ist mit den Initialen F. P. versehen. Weitestgehende Verbreitung fand die Zeichnung durch Aufnahme in eine Bibeledition mit einer Einleitung des Religionslehrers Otto Delitsch (1821-1882), der seine erklärenden Anmerkungen einer illustrierten Ausgabe der Bibel aus dem Verlag der englischen Kunst-Anstalt von A. H. Payne in Leipzig und Dresden beigesteuert hat. Hier ist es der Kupferstich in einer Fassung, die 1886 in Leipzig erschienen ist, mit der Bildunterschrift aus der Johannesoffenbarung Kap. 21: „Und er führte mich hin im Geiste auf einen großen und hohen Berg und zeigte mir die große Stadt, das heilige Jerusalem, herniedergefahren aus dem Himmel von Gott“ (S. 1814). Allerdings wurden hierbei, im Gegensatz zu der Erstausgabe von 1880, die Initialen des Künstlers kaschiert.
In Anlehnung an den Kupferstich ist das Ölgemälde „Das neue Jerusalem nach Offenbarung 21 Vers 10“ von Jan Zwijnenburg (1944-2019) aus dem niederländischen Dorf Bleskensgraaf gestaltet. Ich hatte das Glück, mit dem Hobbymaler noch kurz vor seinem Tod über sein Gemälde zu korrespondieren. Dieser kam durch kuriose Umstände zur Malerei: „Zeichnen und Malen als Hobby hat erst im Jahre 1980 durch eine Warze unter der Fußsohle angefangen. Ich war dadurch gezwungen, sitzen zu bleiben, und habe mit einer Federzeichnung der alten Schiffswerft Gebr. Matena am Westend in Papendrecht angefangen“. Seine Farbkopie des Bibelbildes hat die Maße von 60 x 50 Zentimetern und entstand 1984. Seitdem befindet sie sich in einer Privatsammlung in Bleskensgraaf. Da das Original nicht koloriert ist, hatte Zwijnenburg hier volle Freiheit. Er entschied sich für neonartige, helle Farben wie ein Türkis und Violett. Diese fügte er bei dem Edelsteinfundament ein, auf dem das Neue Jerusalem herniederkommt. Was 1880 noch eine reine Lichterscheinung ist, wird hier zu einer Stadt mit Toren und auch weißlichen Bauten, die man jedoch wegen des gleißenden Lichtes nur auf dem Original vollständig sehen kann. Durch den Kontrast mit der dunklen unteren Hälfte entsteht ein Gegengewicht zu der Helle im oberen Bereich – Zwijnenburg hatte sich ein gutes Gefühl für Farbe und Proportion angeeignet.