Diözesanmuseum der Kathedrale Virgen de las Nieves: Georgsaltar aus Ibiza (16. Jh.)

Es handelt sich bei dieser Malerei um einen Altaraufsatz zu Ehren des Heiligen Georgs. Die Temperamalerei aus dem 16. Jahrhundert ist für eine römisch-katholische Kirche oder ein Kloster auf Ibiza angefertigt worden und befindet sich heute im Diözesanmuseum der Kathedrale Virgen de las Nieves von Ibiza, die bis in das 13. Jahrhundert zurückreicht.
Es ist eine erstklassige Arbeit, die vermutlich auf dem spanischen Festland, von der Malschule in Valencia, hergestellt und dann mit dem Schiff auf die Insel gebracht wurde. Die Malerei ist nicht signiert, und einen Forschungsstand gibt es zu dem Bild nicht, so dass der Maler weiterhin unbekannt bleibt. Mit großer Wahrscheinlichkeit hat das Gemälde in einem monastischen Hintergrund, da dort gerne burg- oder schlossartige Architektur direkt der Verdammnis gegenübergestellt wurde, etwa wie auf einem Gemälde aus der Buxheimer Kunstsammlung von etwa 1620.

Auf dem Beispiel aus Ibiza werden zahlreiche nackte Menschen in einem Feuer gequält – es ist das Fegefeuer, in dem die Sünden der Menschen verbrennen sollen. Bei einigen ist die Zeit der Läuterung um, ihnen helfen Engel aus dem Feuer, andere stoßen sie brutal mit Fahnenstangen in das Feuer zurück. Nachdem die Nackten mit einem weißen Gewand bekleidet wurden, schreiten sie in einer Reihe aufwärts, ähnlich wie auf dem Altargemälde von Pere Cabanes (Museo de Bellas Artes de Valencia), bis an ein mächtiges Rundbogentor, in dem sie dann fast verschwinden. Sie werden dort von zwei Engeln empfangen, im Hintergrund ist ein Paradiesgarten angedeutet. Hauptsächlich sind von diesem Himmlischen Jerusalem die kahlen Mauern und Türme zu sehen, die nicht durch ein einziges Fenster oder eine Schießscharte aufgelockert sind. Ganz oben, über bzw. hinter den Zinnen, kann man Baumkronen und schmale Türme erkennen – jeder dieser kunstvoll ausgestalteten Türme ist mit einer Wetterfahne besetzt. Auch die beiden manieristischen Haupttürme der Stadtmauer haben eine solche Fahne, offensichtlich eine Jerusalemsfahne. Aus kompositorischen Gründen wehen sie in die gegenteilige Richtung und lenken so die Blicke in das Stadtinnere. Ganz oben, hoch über der Stadt und über den Fahnen, strahlt göttliches Licht nach unten.

 

tags: Renaissance, Altargemälde, Fahnen, Fegefeuer
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