Fenster der Maria Immaculata aus St. Marin in Artonne (1890)

Der Legende nach kam der heilige Martin Ende des 4. Jahrhunderts nach Artonne (Auvergne, Departement Puy-de-Dôme), um dort das Grab einer jungfräulichen Märtyrerin zu verehren. Tatsächlich reichen die Anfänge des Baus, bei dem römische Säulen wiederverwendet wurden, bis in das 9. Jahrhundert zurück. Der Chorumgang aus dem 15. Jahrhundert wurde gegen Ende des 19. Jahrhunderts mit Buntglasmalereien ausgestattet, kurz zuvor war die Kirche zum historischen Denkmal erklärt worden.

Diesen Malereien wurde schon bei ihrem Einbau keine besondere Bedeutung beigemessen, es war eine standardmäßige Verglasung, die sich so auch in vielen anderen Kirchen Frankreichs finden lässt, wo die Maria Immaculata unbestritten das häufigste Motiv ist, wenn auch die Symbole, die die Gottesstadt zeigen, nicht immer zu finden sind – hier jedoch schon.
Die Künstler oder die Glasmanufaktur sind also unbekannt, keine Kirchenbroschüre erwähnt die Fenster, auch der französischsprachige Wikipedia-Artikel zu dieser Kirche kennt sie nicht (Stand Oktober 2025).
Für das zentrale Fenster hinter dem Altar, von vorne gut zu sehen, wurde als Thema Maria Immaculata mit einigen ihrer Symbole ausgesucht. Im Zentrum steht eine Marienfigur, die ihre Hände ausbreitet: exakt so, wie die Jesusfigur auf einer steinernen Marienfigur, die vor dieses Fenster gestellt ist und auf die das Fenster Bezug nimmt. Das lässt die Vermutung zu, dass ein lokaler Glasmaler, der die Örtlichkeiten kannte, diese Arbeit ausgeführt hat.

Die exakt zwölf Symbole, die in Artonne die Reinheit Mariens anzeigen, sind in einem Reigen um die Marienfigur gezogen, umwoben von farbigen Girlanden und Spruchbändern. Auf diesen sind die Symbole in Latein genannt, was die korrekte Zuweisung erheblich erleichtert. Links im unteren Bereich ist das zweite Symbol (direkt nach der Vase ganz unten) die Porta Coeli, also die Himmelspforte. Es handelt sich um einen klassizistischen Triumphbogen mit drei Durchgängen, wie der Augustusbogen von Orange oder der kleine Triumphbogen im Pariser Tuilery-Garten. Eine solche Gestaltung war damals populär, siehe auch die Kathédrale in Blois (um 1860), Saint-Jean-Baptiste in Nemours (1864) oder Notre-Dame in Vitré (1870).

 

tags: Litanei, Maria Immaculata, Historismus, Frankreich, Auvergne
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