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Joseph Chauvel: Rosenkranzfenster aus Notre-Dame in Vitré (1870)

Zu sehen ist ein kleiner Ausschnitt an der unteren rechten Ecke eines metergroßen Kirchenfensters. An dieser Position findet man meistens auch Datierungen oder weitergehende Angaben zum Hersteller, hier die Jahresangabe 1870.
Das gesamte Fenster wie auch der Ausschnitt präsentiert sich im neogotischen Historismus. Frankreich hat auf diesem Gebiet viel zu bieten. Die gotischen Anklänge sind hier vor allem das goldfarbene Maßwerk, das rein schmückende Funktion hat, wobei manche Kunsthistoriker der Ansicht sind, dass dieses gerade keine eigentliche Funktion sei. Durch den blauen Hintergrund hebt sich die hellgraue Pforte gut ab. Der gleiche Hintergrund erscheint auch durch die Pforte, sie steht also offen; Sie könnte jedoch durch ein schmiedeeisernes Gitter abgetrennt sein. Es handelt sich um einen massiven Bau auf zwei sich verjüngenden Pfeilern, der einem Triumphtor ähnelt. Auf der grauen Mauer ist kein Schmuck zu finden, allein im oberen Bereich sind mehrere horizontale Profilleisten gesetzt.
Das Fenster hat sogar einen Namen: „Der Heilige Dominik erhält den Rosenkranz“, oder kurz Rosenkranzfenster. Einer dominikanischen Tradition zufolge wurde der Rosenkranz im Jahr 1208 dem Hl. Dominikus bei einer Erscheinung Mariens in der Kirche von Prouille überreicht. Dass hier auch einige Symbole Mariens aus der Lauretanischen Litanei eingefügt wurden, ist ungewöhnlich und belegt die hohe Popularität des Themas in Frankreich, die man jetzt auch dekorativ zu passenden und unpassenden Arbeiten hinzufügte. So findet man nicht allein die Himmelspforte, sondern auch den Spiegel, den Turm Davids, das Goldene Haus und weitere Symbole.
Das Fenster gehört zu der römisch-katholischen Pfarrkirche Notre-Dame in Vitré, einer Gemeinde im Département Ille-et-Vilaine in der französischen Region Bretagne. Man findet es dort im südlichen Querhaus, wo es von der Werkstatt des Joseph Chauvel in Vitré eingebaut wurde. 

 Françoise Gatouillat, Michel Hérold: Les vitraux de Bretagne, Bd. VII, Rennes 2005.
Le Patrimoine des Communes d’Ille-et-Vilaine, Paris 2000.
Daniel Pichot, Valérie Lagier, Gwenolé Allain: Vitré. Histoire et patrimoine d’une ville, Vitré 2006. 

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tags: Porta Coeli, Triumphbogen, Bretagne, Frankreich, Wikimedia, G. Freihalter
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