Yaroslav Dobrynine, Galina Dobrynine: Fresken aus dem Kloster St. Antoinius der Große in Saint-Laurent-en-Royans (1993-1997)

Nach der politischen Wende in Osteuropa 1989 wanderten vermehrt auch orthodoxe Priester, Mönche und Gläubige in den Westen, so dass dort neue Gemeinden entstanden, die zum Teil neue Kirchengebäude und liturgisches Gerät benötigten. Zwischen 1993 und 1997 wurde das Kloster St. Antoine le Grand in der Gemeinde Saint-Laurent-en-Royans im Vercors, einem Gebirgszug der westlichen französischen Alpen, umfassend ausgemalt. Die bunten, z.T. kräftigen Farben und die klare, figürliche Darstellungsweise biblischer Szenen trafen den Geschmack der allermeisten Gläubigen; man findet ähnliche Malereien auch anderswo, etwa in der Holy Theophany Orthodox Church in Colorado Springs, die Ikone vom Bau der Auferstehungskirche von Filin Dimitry oder ähnliche Werke von Vladimir Blagonadezhdin.
Die Malereien in St. Antoinius stammen von dem Paar Yaroslav und Galina Dobrynine, das sich auf Kirchenfresken im byzantinischen Stil spezialisiert hat. Jaroslaw Dobrynin lehrte an der Schule für Ikonographie der Moskauer Theologischen Akademie. Er schuf die Fresken viele Kirchen in Russland, Frankreich, Belgien und Israel, beispielsweise die des Klosters Bussy-en-Othe, der Kirche der Heiligen Konstantin und Helena in Brugge oder der Krypta der Erlöserkathedrale in Moskau.
Die beiden Künstler arbeiteten zwischen 1993 und 1997 über 30 Monate hinweg an den Fresken, überwiegend im Sommer, da in den kalten Alpenwintern die Malereien pausierten. Auf den 600 Quadratmetern wurde unter vielen apokalyptischen Themen auch das Himmlische Jerusalem ausgewählt, mit Anklängen an den orthodoxen Kirchenbau und Paradiesvorstellungen. Die Motivik des Neuen Jerusalem wurde später noch verstärkt, als in der gleichen Kirche im 21. Jahrhundert ein mächtiger Jerusalemsleuchter mit zwölf Aposteltoren unter der Kuppel, wo Gläubige das Abendmahl empfangen, aufgehängt wurde.

Man findet es in einer Wandnische an der Westseite, gegenüber dem Altar im hinteren Eingangsbereich des Narthex. Die vordere Stadtmauer ist besonders kunstvoll ausgestaltet. Drei Felder sind mit farbigen Blöcken in unterschiedlichen Schraffuren abgegrenzt, die an Edelsteine erinnern sollen. Jeder der drei Blöcke ist mit einer stehenden Engelsfigur besetzt, die an den seitlichen Toren rechts fehlen. Die eigentliche Stadt dahinter ist mit einer Dachlandschaft überzogen, man entdeckt grüne, rote und auch blaue Dachschindeln. In mitten der zahlreichen, gestaffelten Häuser erhebt sich unter einem Baldachin ein Thron, der hier (noch) unbesetzt ist. Von diesem Thron aus entspringt der Lebensfluss, der erst zu sehen ist, wenn er links aus der Stadt strömt und sich im unteren Bereich entlang zieht.

Die Kirche des Klosters Heiliger Antonius der Große (Faltblatt), o.O. um 2020.

 

tags: Kloster, Orthodoxie, Narthex, Auvergne-Rhône-Alpes
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