Theodor Frey (1946-2024) schuf die Bildserie mit dem vollständigen Titel „Éclairs sur l’au-delà“ („Streiflichter über das Jenseits)“ zu einer unvollendeten Komposition des modernen französischen Musikers Olivier Messiaen (1908-1992). Der dritte Satz Messiaens Zyklus’ „Éclairs sur l’au-delà“ wurde von Frey mit einer eigenwilligen Darstellung des Himmlischen Jerusalem bedacht.
Frey war als Maler Autodidakt, auch als Philosoph, ja selbst als Krimiautor ist er hervorgetreten. Obwohl er die pulsierende Metropole München liebte und die Stadtentwicklung aufmerksam, auch kritisch, verfolgte, galt seine eigentliche Liebe seiner Heimat, dem Ostallgäu.
Die Zeichnung ist eine Arbeit auf Papier mit Acrylfarben, 1998 in 40 x 30 Zentimeter Größe entstanden. Zu sehen sind vier gelbe Quadrate, die wiederum ein großes Quadrat ergeben. Das Ganze ist mit wenigen Pinselstrichen kräftig gearbeitet und versprüht eine gewisse Dynamik. An den Außenseite des Blocks, der wie ein verschnürtes Paket wirkt, fließt ein dunkles Band wie eine Kordel entlang, welches das Quadrat verlässt und unten rechts in eine rote Kugel mündet: der Lebensstrom, der von der Gottesstadt ausgeht und die irdische Welt spirituell befruchtet, hier als Nabelschnur interpretiert. Andere sehen hier das rote Auge eines Fisches auf einem blauem Teller. Es folgen Freys eigene Gedanken zur Einordnung seines Werks: „Ohne die Musik ist die Malerei nicht vollständig, sie wirkt mir leblos, wie eine Hülle. Und das ist letztlich auch zu sehen, eine noch nicht geöffnete, noch nicht ganz angekommene, zukünftige Welt. Sie hat ihren Ursprung bereits im Heute und im Hier, aus diesen beiden Polen entwickelt sie sich. (…) Ich habe das Erscheinen des Himmlischen Jerusalem nie als plötzliches Ereignis a la „Jetzt ist alles anders“ verstanden, sondern als eine Aufforderung an unser Mitwirken, als ein Hoffnung gebendes Ziel in einer Welt, in der manchmal Orientierung schwer zu finden ist“. 

Thomas Daniel Schlee, Dietrich Kämper (Hrsg.): Olivier Messiaen, Köln 1998.
Claus Bernet: Das Himmlische Jerusalem in Deutschland, Norderstedt 2015 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 27).