
Hana Alisa Omer (geb. 1947), Yitzhak Hayut-Man (1943-2021): Apokalypse-Serie (1995-2000)
Zwischen 1995 und 2000 entstand durch die Künstlerin Hana Alisa Omer (geb. 1947) in Zusammenarbeit mit dem Cyber-Architekten Yitzhak Hayut-Man (1943- 2021), der sich eng an John Michell (1933-2009) orientierte, in Israel eine Serie von esoterischen Bildern. Diese haben das Neue Jerusalem zum Thema als ein Versprechen einer besseren Welt. In dieser erscheint nicht allein Jesus, sondern auch Moses, Buddha, Krishna, Zoroaster, Mohammed und andere Erlösungsfiguren. Die jetzige Welt vergeht dabei nicht, sondern das Neue Jerusalem stülpt sich gewissermaßen darüber. Drei Werke der Serie zeigen das Himmlische Jerusalem als Hauptthema mittels „Lichtstrukturen“, nämlich:
1. Joint journey to the Heavenly Jerusalem (Orientation); 120 x 90 Zentimeter.
2. Holification show over Jerusalem (Realization); 120 x 90 Zentimeter.
3. The quest for the Heavenly Jerusalem – Jubilation (Celebration); 100 x 100 Zentimeter.
Die Visionen der Ölgemälde stammen von Hayut-Man, die Umsetzung besorgte er zusammen mit Omer. Die Werke wurden mehrfach öffentlich ausgestellt, am prominentesten 2004 unter dem Titel „Heavenly & Earthly Jerusalem“ in der Kumkum-Gallery in Jerusalem. Das erste Werk, also die „Reise zum Himmlischen Jerusalem“, zeigt die Struktur des kubischen neuen Jerusalem direkt über dem historischen Jerusalem. Bekrönt wird diese Struktur von Gaia in einer Lichtkugel, wobei der Künstler dazu bemerkt: „In the gold-domed, dynamic vessel, Gaya, Goddess of the earth, holds in her right hand the triune-spiral of healing, and in her left, the chalice of sentient life’s red fluid. Her son descends, his body constituted of souls who have overcome all obstacles to understanding, and levitate onto him in joy. Spreading the potential of his fully comprehensive and comprehending mind, he covers the land with consoling waves of understanding, like flowing, resplendent hair“. Nach unten strahlt der Jerusalem-Kubus wie ein Raumschiff direkt auf das historische, palästinensische Jerusalem. Es ist eingebettet in eine überzeitliche Landschaft mit zahlreichen Szenen und Symbolen; so findet man auf dem Wimmelbild Dädalus und Ikarus, eine Sanduhr, Moses, die Pyramiden Ägyptens, einen fliegenden Teppich, einen Orgelspieler, eine gotische Kathedrale und vieles mehr.
Bei dem dann folgenden Gemälde „Holification show over Jerusalem“ (man kann es eigentlich kaum in Deutsch übersetzen) hat sich im Vordergrund der Künstler Hayut-Man eingezeichnet. Neben ihm symbolisieren ein Löwe, ein Phönix und ein Einhorn den ewigen Tierfrieden, eine Mutter und ihr Säugling Maria und Jesus. Auch hier erscheint das Himmlische Jerusalem als gewaltiger Kubus und ist mit ihm organisch über zahlreiche Adern verbunden. Einige weiße Seelen werden bereits nach oben gesogen, wo sich eine rote Frau mit einem Doppelgesicht einem blauen Mann mit Doppelgesicht die Hände reichen – Surrealismus in seiner Vollendung.
„Die Suche nach dem Himmlischen Jerusalem – Jubel“ greift ein letztes Mal die Idee einer Verbindung des irdischen zum himmlischen Jerusalem auf. Diesmal wird diese Verbindung über Kordeln und Bänder hergestellt, zusätzlich wird das himmlische Jerusalem von einer Lichtanlage bestrahlt, die ihren Ausgang in der Grabeskirche und vom Tempelberg nimmt. Auffällig ist ein Kristallkeil rechts vorne, der die Idee des Neuen Jerusalem nach der Geometrielehre von John Michell dreidimensional erscheinen lässt. „Quest“ zeigt noch deutlicher als zuvor die Topographie der Stadt Jerusalem – unzählige Bauten und Straßenzüge lassen sich exakt bestimmen, nicht nur historische, sondern auch modere Bauten und Straßen. Als einziges der drei Werke ist es in dem Ballon oben rechts datiert: 2000. Bedenkt man die Kleinheiligkeit der Darstellung wird verständlich, weshalb zwei Künstler über fünf Jahre an der Serie arbeiteten – selbstverständlich nicht kontinuierlich, denn Hayut-Man (der mit bürgerlichem Namen Haissman hieß) teilte mit, dass die Malereien immer wieder durch Reisen und andere Aufträge unterbrochen waren.
Yitzhak Hayut Ma’n: Livnat et Yerushalayim shel Ma’ala – Realizing the Heavenly Jerusalem, Jerusalem, o. J.
Ohad Ezrahi, Yitzhak Hayut Ma’n: HaYashan yit Hadesh vehe Hadash yit Kadesh – he’Orot leMashma’ut haMikdash, Jerusalem, o. J.
Leon Moscone: The Second Coming, Jerusalem, o. J.
Yitzhak Hayut: Realizing the heavenly Jerusalem, Jerusalem 1995.
Ohad Ezrahi: The whole city is a temple, in: Hayim Aherim, 7, 1999.