Sandra Fiorentini Lorenco (geb. 1942): Keramik „La Gerusalemme Celeste“ (1990)

Zwischen Februar und März 1990 entstand „La Gerusalemme Celeste“ – ein Werk der italienischen Keramikerin Sandra Fiorentini Lorenco (geb. 1942) als glasierte Tonscheibe der Maße 15 x 10 Zentimeter. Die Gegenüberstellung zweier Tore, die pars pro toto für Städte stehen, ist an die Gegenüberstellung von Bethlehem und Jerusalem auf antiken Mosaiken Roms angelehnt, wie man sie aus Santa Maria Maggiore, Santa Prassede oder Santa Cecilia in Trastevere kennt.
Hier bewegen sich zwischen den beiden Toren nicht etwa, wie auf dem antiken Vorbild, zwölf Schafe, sondern zwei verschleierte Frauen in rotem bzw. grünem Gewand. Sie stehen Rücken an Rücken und scheinen sich auf zwei ähnliche Städte hin zu bewegen. Von diesen sieht man Mauerwerk mit angedeuteten Ziegeln und jeweils ein offenes Rundtor – welches davon nach Jerusalem, welches nach Bethlehem führen soll, wird nicht deutlich. Vielleicht sind, dem Titel der Arbeit nach, beide Tore Teil der himmlischen Stadt?
Über den Frauen befindet sich eine Traube, links unten eine Weizenähre. Damit wird auf das eucharistische Mahl (Wein und Brot) verwiesen, welches die rituelle Verbindung der Menschen mit der himmlischen Sphäre im Christentum konstituiert. Gleichzeitig erinnert es an das Paar „Josua und Kaleb“, welches ebenfalls mit dem Himmlischen Jerusalem in Verbindung gebracht wurde.
Sandra Fiorentini wurde 1942 in Rom geboren, wo sie schon als Jugendliche mit Keramik im Atelier von Maria Marcelli und Tony Casadei arbeitete und bald eine Akademie besuchte, um bei Jole Jannetta Kunst zu studieren. Jerusalem und Bethlehem lernte sie kennen, als sie zwischen 1960 und 1967 in einem Kibbuz in Israel lebte, nicht zuletzt wegen ihrer sozialistischen Grundeinstellung. 1967, nach ihrer Hochzeit (Namensänderung in Fiorentini Lorenco), zog sie nach Antwerpen und kehrte 1972 nach Rom zurück. Dort gab sie viele Jahrzehnte Keramikkurse an einer Grundschule und hat auch eine kleine Kunstschule gegründet. Von 1995 bis 2000 war sie für die pädagogische Koordinierung des Museums für jüdische Kunst in Rom verantwortlich.

Sandra Fiorentini Lorenco: Le portatrici d’acqua, Roma (2007).
Claus Bernet, Italo Faldi: Das Himmlische Jerusalem in Rom, Norderstedt 2012 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 2).

 

tags: Keramik, Handarbeit, Schmuckplatte, Italien
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