Bartolomeo Serra, Sebastiano Serra: Wandmalereien der Kapelle Sant Antonio in Jouvenceaux (um 1480)
Die Repräsentation Jerusalems aus der Schrift „Fasciculus temporum“ des Mönchs Werner Rolevinck (1425-1502) inspirierte sowohl die Buchmalerei, etwa MS 168 E 9, als auch die Wandmalerei. Erhalten haben sich Beispiele an entlegenen Orten. Ein solches Beispiel dafür findet man in Jouvenceaux (Piemont). Dieses Himmlische Jerusalem stammt nicht aus einem Innenraum, sondern es wurde als Freskomalerei an die Außenfassade einer Kirche angebracht, vor Wind, Regen und Sonne lediglich durch ein ausladendes Satteldach notdürftig geschützt. In Anbetracht dessen, dass die Malereien schon um 1480 entstanden sind, haben sie sich hervorragend erhalten, allein im unteren Bereich haben sich die Fundamente des Himmlischen Jerusalem abgerieben. Dort wird sich ursprünglich ein Tor befunden haben, durch das Petrus die Erlösten in die Anlage einließ. Der Ausschnitt ist Teil eines Weltgerichts der Kapelle Sant Antonio Abate im Ort Jouvenceaux im piemontesischen Sauze d’Oulx. Mit einer Höhe von fast 1400 Metern ist es das vermutlich höchstgelegene Jerusalem, also fast selbst schon himmlisch. Um 1480 waren derartige „Seelentürme“ das neueste, was die Jerusalems-Ikonographie gegen Ende des 15. Jahrhunderts zu bieten hatte: Ein runder, sich verjüngender Turm, von dem drei Seiten zu sehen sind, ist vollends mit Menschen besetzt, die sich zwischen Fenstern und auf Terrassen zusammendrängen. Ganz oben, in einer Art Dachkapelle, befindet sich Gottvater mit auserwählten Heiligen. Ausgeführt wurden die Malereien wahrscheinlich von Bartolomeo Serra und seinem Sohn Sebastiano.
Margherita Tua, Giuliana de Bernardi: Affreschi del XV e XVI secolo in chiese e cappelle dell’Alta Valsusa, in: Enrica Regis, Margherita Tua, Giuliana de Bernardi: Santi e dannati negli affreschi del XV e XVI secolo in Alta Valsusa, Susa 1989, S. 37-43.
Associazione amici di Jouvenceaux (Hrsg.): Cappella di S. Antonio Abate in Jouvenceaux-Sauze d’Oulx, Rovereto 2005.
.