Wandmalereien in Sankt Marein bei Neumarkt (um 1280)

In der katholischen Pfarrkirche Sankt Marein bei Neumarkt (Steiermark) wurden 2017 an den Gewölbeflächen restauratorische Befundungen durchgeführt, die Hinweise auf eine umfangreiche mittelalterliche Wandmalerei ergaben. Bei der dann erfolgten Freilegung kam ein umfassendes Himmlisches Jerusalem zum Vorschein: Eine reich verzierte, symmetrisch rechteckig angelegte Stadtmauer mit vier kuppelgekrönten Torbauten, besetzt von je drei mit Schriftbändern bezeichneten Figuren der zwölf Apostel in Baldachinnischen. Hinzu kommen vier hohe Ecktürme, seitlich bewacht von (Erz-)Engeln, bekrönt von den Evangelistensymbolen, im Zentrum das Lamm Gottes. Die gesamte Konzeption ist also mit der von Gurk identisch. Aller Wahrscheinlichkeit hat man eine weitere Arbeit des Meisters von Gurk oder seiner Schüler auffinden können. Da die Malereien in St. Marein nicht den in Gurk, wo ein ganz ähnliches Jerusalem zu sehen ist, ausgeprägten, für den Übergang von der Romanik zur Gotik charakteristischen Stil mit gezackten Gewandfaltenenden zeigen, sondern bereits den frühgotischen Linienstil und damit eine etwas reifere Entwicklungsstufe wird diese Malerei gegen Ende des 13. Jahrhunderts entstanden sein, etwa um 1280.

Waldemar Posch, Josef Wilfing: Die Fresken der Bischofskapelle in der Westempore. Dom zu Gurk, Passau 2000.

 

 

tags: Romanik, Fresken, Steiermark
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