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Wandmalereien des Dom von Gurk, Kärnten (um 1265) sowie Kopie in Sankt Marein bei Neumarkt (um 1280)

Die Fresken in der Westempore der Bischofskapelle von Gurk (Kärnten) gehören zu den wertvollsten Wandmalereien Österreichs. Wer diese Malereien ausführte ist unbekannt, und so spricht man von einem „Meister von Gurk“.
An der Stelle der abgenommenen Rippen steigen vier schmale Türme empor, zwischen denen sich eine mit (aufgemalten) Edelsteinen besetzte Mauer zieht. Auf der Mauerkrone sieht man in regelmäßigen Abständen Engel, die jeweils eine der zwölf Perlen der Stadt halten. Auf den vier Türmen thronen die Evangelisten, durch ihre Symbole (Stier, Löwe, Engelwesen, Adler) dargestellt. Sie umgeben das mittige Gotteslamm mit seiner Siegesfahne. Über den zwölf Toren der Gottesstadt sieht man unter Baldachinen je drei Apostel, darunter drei Tore mit offenen Türflügeln. Neben den Aposteln stehen Engel mit individuellen Gesichtszügen. Durch eine Himmelsleiter, auf der weitere Engel auf- oder absteigen, ist die Stadt mit dem irdischen Bereich verbunden. Abgesetzt vom Deckengemälde findet sich Johannes der Seher in einem der darunterliegenden Zwickel (hier nicht abgebildet). Der kräftige grünblaue Grundton der Malerei will nicht, wie man vermuten könnte, den Himmel suggerieren, sondern er findet sich auch auf vielen anderen Malereien dieser Kirche und entsprach dem Zeitgeschmack. Dies trifft auch auf den Zackenstil zu, in dem sich bereits die Gotik ankündigt.

 

Siegfried Hartwanger: Der Dom zu Gurk, Klagenfurt 1963.
Karl Ginhart: Die Datierung der Fresken in der Gurker Westempore, in: Carinthia, 157, 1, 1967, S. 9-174.
Siegfried Hartwanger: Kärnten. Der Bezirk St. Veit an der Glan, Salzburg 1994.
Waldemar Posch, Josef Wilfing: Die Fresken der Bischofskapelle in der Westempore. Dom zu Gurk, Passau 2000.

 

In der katholischen Pfarrkirche Sankt Marein bei Neumarkt (Steiermark) wurden 2017 an den Gewölbeflächen restauratorische Befundungen durchgeführt, die Hinweise auf eine umfangreiche mittelalterliche Wandmalerei ergaben. Bei der dann erfolgten Freilegung kam ein umfassendes Himmlisches Jerusalem zum Vorschein: Eine reich verzierte, symmetrisch rechteckig angelegte Stadtmauer mit vier kuppelgekrönten Torbauten, besetzt von je drei mit Schriftbändern bezeichneten Figuren der zwölf Apostel in Baldachinnischen. Hinzu kommen vier hohe Ecktürme, seitlich bewacht von (Erz-)Engeln, bekrönt von den Evangelistensymbolen, im Zentrum das Lamm Gottes. Die gesamte Konzeption ist also mit der von Gurk identisch. Aller Wahrscheinlichkeit hat man eine weitere Arbeit des Meisters von Gurk oder seiner Schüler auffinden können. Da die Malereien in St. Marein nicht den in Gurk, wo ein ganz ähnliches Jerusalem zu sehen ist, ausgeprägten, für den Übergang von der Romanik zur Gotik charakteristischen Stil mit gezackten Gewandfaltenenden zeigen, sondern bereits den frühgotischen Linienstil und damit eine etwas reifere Entwicklungsstufe wird diese Malerei gegen Ende des 13. Jahrhunderts entstanden sein, etwa um 1280.

 

tags: Gurk, Kärnten, Romanik, Fresken, Steiermark, Österreich, Dom
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