1619, Ippolito Borghese, Maria Immacolata, Kapuzinerkonvent in Camerota, Kampanien, Italien © Anna Nica Fittipaldi

Ippolito Borghese (gest. 1627): Maria Immaculata aus dem Kapuzinerkloster in Camerota (1619)

Ippolito Borghese war ein italienischer Maler, der vor allem in Neapel wirkte und daher zur neapolitanischen Malerschule gezählt wird. Viele Malereien gelangten von Neapel aus in die umliegenden Städte und Dörfer, vor allem in die Regionen Kampanien, Basilikata und Kalabrien. Borghese war von der Gegenreformation beeinflusst. Die Maria Immaculata wurde ihr populärstes Bildmotiv, dem die Lutheraner nichts entgegenzusetzen hatten. Ippolito Borghese hat in seinem Schaffen dieses Motiv mehrfach aufgegriffen, beeinflusst von Meistern wie Giuseppe Cesari und Vertretern des weichen Stils. Eine Ölmalerei der Maria Immaculata, die Borghese 1619 anfertigte, ist vermutlich in Umbrien angefertigt worden, da der Meister dort zwischen 1617 und 1620 beruflich tätig war. Sie befindet sich heute im Kapuzinerkonvent in Camerota (Kampanien), aus dem Jahr 1619. Das Kloster war erst kurz zuvor, 1602, von den Kapuzinern Sisto da Bollita und Stefano da Camerota gegründet worden. Finanziert wurde die Ansiedlung von Orazio Marchese und seiner Frau Lucrezia Capece Bozzuto, die vermutlich auch die Kosten für dieses hochwertige Gemälde trugen, da sie auf dem Gemälde unten zu sehen sind. Die Malerei gehört zu einem aufwendigen Retabel, das neben der Maria Immaculata im Mittelfeld auch, auf eigene Bildfeldern, Franziskus von Assisi, Antonius von Padua, Ludwig von Toulouse und den Heiligen Bonaventura aufnimmt.

Im Zentrum des Bildes befindet sich eine stehende Marienfigur, umgeben von singenden und musizierenden Engeln. Die Anzahl der Mariensymbole ist gering, unten der Hortus Conclusus, oben links eine geschlossene Pforte mit dem Mond, ihr gegenüber eine offene Pforte mit der Sonne. Aus dieser strahlt das Licht und fällt auf eine prunkvolle Himmelstreppe, ein weiteres Mariensymbol, das gerne in Beziehung zur Pforte gesetzt wurde. Die beiden gegenüber stehenden Pforten sind annähernd identisch; sie haben kunstvolle Renaissance-Fassaden, jeweils vier Säulen, links einen Dreiecks-, rechts einen Segmentgiebel. Woher hatte Borghese seine Ideen? Zunächst ist auf Juan Pantoja de la Cruz und seine Immaculata von 1603 zu verweisen – sie zeigt bereits einen gleichen Bildaufbau und eine geringe Auswahl von Symbolen, in fast identischer Anordnung. Borghese könnte sie gekannt haben, er hatte Spanien bereist und war sogar als „lo spagnolo“ bekannt.
Die Gegenüberstellung der zwei Pforten ist keine singuläre Erscheinung, man findet sie etwa bei Baltasar de Echave Ibía auf einem neuspanischen Werk von 1620. Auch hier ist die Sonne nahe der offenen Pforte, der Mond nahe der geschlossenen Pforte. Hier ist ein Bezug zu Borghese unwahrscheinlich, es wird aber weitere solche Werke gegeben haben, was deutlich machen sollte, dass Anfang des 17. Jahrhunderts zwei Tendenzen die Immaculata-Tradition beeinflussten: Reduzierung auf wenige bis gar keine Symbole, Gegenüberstellung von offener zur geschlossenen Pforte. In diesem Sinne wirkte natürlich auch Borgheses Gemälde weiter, etwa auf ein Ölgemälde von Paolo Finoglio (1627) im Kapuzinerkloster von Lauria.

Guida d’Italia – Napoli e dintorni, Milano 2008.
Iafelice, Marianna: L’opera pittorica di Ippolito Borghese tra Campania e Capitanata, in: Rivista storica dei cappuccini di Napoli (1971-1859), 6, 2011, S. 159-180.
Carmine Zarra: Ippolito Borghese il pittore dei Cappuccini – il polittico del convento di Camerota, in: Vesuvioweb, 2015, S. 1-5.
Stefano De Mieri: Una pala carmelitana di Ippolito Borghese (con una breve nota su alcune opere sconosciute tra Napoli e la Calabria), in: Kalkas, 2, 2020, S. 85-106.

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tags: Kampanien, Italien, Maria Immaculata, Anna Nica Fittipaldi
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