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Erste Moskauer Apokalypsehandschrift (1580)

Von der Mitte des 16. bis Anfang des 20. Jahrhunderts haben sind Hunderte russische Abschriften der Johannesoffenbarung, die sogenannten Apokalypsen, mit zahlreichen Miniaturen erhalten. In vielen Ausgaben sind dem in 72 Kapitel gegliederten Text Interpretationen des Heiligen Andreas von Cäsarea beigefügt, zu denen dann noch Interpretationen anderer Autoren hinzugefügt werden.
Die „Vision vom himmlischen Jerusalem“ ist eine Miniatur einer dieser Apokalypsen mit einem Cäsarea-Kommentar. Die illustrierte Handschrift entstand in Moskau in den 1970-80er Jahren des 16. Jahrhunderts (Russische Staatsbibliothek in Moskau, Signatur F. 98. Nr. 1844. L. 89). Einen Forschungsstand zu diesem Werk bzw. zu dieser Miniatur gibt es nicht, es sei denn, man möchte es als Forschungsstand bezeichnen, dass man über Herkunft, Entstehungshintergrund und daran beteiligte Künstler nichts weiß.
Im Bildaufbau ist die Miniatur mit dem Himmlischen Jerusalem einer anderen Apokalypsen-Interpretation aus Moskau (um 1550) ähnlich. Auch wissen wir, dass sie noch oder wieder im 19. Jahrhundert geschätzt war, denn es gibt von ihr eine Kopie aus dem Umkreis der Altgläubigen von 1909. Die komplexe Stadt im Zackenstil des 16. Jahrhunderts füllt fast das gesamte Blatt aus, lediglich oben ist etwas Platz gelassen für Christus, den Engel mit dem Maßstab und Johannes in gebückter Haltung. Von einer quadratischen Ummauerung ist nichts zu sehen, die Mauern springen extrem zurück, dann wieder nach vorne, fast so, als wolle man aussagen, dass es solch einen Bau eigentlich nicht geben könne. Folgendes findet man in diesem Himmlischen Jerusalem von oben nach unten, ohne Anspruch auf Vollständigkeit: Unter Christus sieht man das Haupt von Gottvater, darüber ein rotes, flammendes Geistwesen zur Verdeutlichung der Trinität. Darunter, im Bildzentrum, Maria, assistiert von zwei Engeln. Sie ist von acht Gruppen umzogen, die an Altären das ewige Abendmahl feiern. Unten ist etwas von den Außenmauern der Stadt zu sehen (von der oben die Innenseite sichtbar ist), die drei Tore im mittigen Rücksprung werden von Cherubin bewacht. Die Mauern als einziger architekturaler Schmuck sind kunstvoll gestaltet, im oberen Bereich sind die Ecken mit zierlichen Filialtürmchen geschmückt.

Ф. И. Буслаев: Русский лицевой Апокалипсис: Свод изображений из лицевых Апокалипсисов по рус. рукописям с XVI в. по XIX, Москва 1884.

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tags: Russische Staatsbibliothek Moskau, Apokalypsehandschrift, Zackenstil
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