Johann Georg Melchior Schmidtner (1625-1705): Fresko aus St. Adelgundis in Anhausen (1716)

Um 1700 waren barocke Deckenmalereien mit Darstellungen des Himmlischen Jerusalem gefragt, da dieses Motiv dafür bestens geeignet war, das belegen Beispiele in Schweidnitz (1695-1696), Fechheim (um 1704) oder Ellwangen (1711). Eine weitere solche Malerei entstand 1716 in der römisch-katholischen Pfarrkirche St. Adelgundis in Anhausen (Diedorf bei Augsburg). Diese Kirche geht in ihren Ursprüngen bis in das frühe Mittelalter zurück, doch seine heutige Gestalt erhielt die Kirche durch Hans Georg Mozart (1647-1719) zwischen 1708 und 1716. Mozart, ein Verwandter des berühmten Komponisten, war damals Werkmeister des Domkapitels in seiner Geburtsstadt Augsburg, wo er den Kontakt zu Johann Georg Melchior Schmidtner (1625-1705) herstellte. Dieser stammte ebenfalls aus der Schwabenmetropole, hatte 15 Jahre in Italien gelebt und gearbeitet, bis er nach Augsburg zurückkehrte und dann zahlreiche Kirchen der Umgebung im Barock ausstattete.
Thematisch haben die Einzeldarstellungen aus St. Adelgundis mit Engeln zu tun und verweisen damit auf das zweite Patrozinium dieser Kirche, die heiligen Schutzengel. Einzeldarstellungen sollen dabei auf die Vorbilder an der Engelsbrücke in Rom zurückgehen, die Schmidtner bei seinem Romaufenthalt gesehen haben dürfte. Als die Arbeiten für die Kirche begonnen wurden, war Schmidtner allerdings bereits verstorben. Seine Werkstatt existierte noch, ebenso zahlreiche Entwürfe und Planungen, nach denen man die Deckenmalereien im Langhaus und Chorbereich umsetzen konnte.

Dort, im Gewölbescheitel des Chorbogens, wird im Zentrum der Erzengel Michael als Beschützer der Kirche darunter gezeigt. Rechts davon, in einem separaten Medaillon, ist das Himmlische Jerusalem dargestellt, lateinisch überschrieben mit „Apocal. Cap. 21“.

Unten macht ein Engel einen etwas fettleibigen und in sich gekehrten Johannes auf die Himmelserscheinung aufmerksam. Diese ist, wie auf den anderen Malereien dieser Kirche, durch ein breites Wolkenband vom irdischen Bereich getrennt. Auch strahlt von hier kein Licht aus, so dass man Johannes keinen Vorwurf machen kann, diese Erscheinung nicht bemerkt zu haben. Über dem Band erheben sich weiße Bauten mit roten Dächern und Kuppeln, die sich, übrigens nicht symmetrisch, um einen zentralen Hauptbau gruppieren. 

Katholisches Pfarramt Sankt Adelgundis (Hrsg.): Pfarrkirche Sankt Adelgundis Anhausen. Geschichte und Kunst, Augsburg 1995.
Claudia Madel: Die Nachfolge Johann Heinrich Schönfelds unter besonderer Berücksichtigung der Maler Johann Georg Melchior Schmidtner und Johann Georg Knappich, München 1988.

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tags: Deckenmalerei, Schwaben, Barock, Engel
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