In einer englischen Bibelausgabe findet sich eine Seite, auf der vier gleichgroße Kupferstiche angeordnet sind. Sie alle bringen apokalyptische Themen. Der vierte Kupferstich auf dieser Seite (rechts unten) präsentiert das Himmlische Jerusalem, unterschrieben mit „S. Johns Vision of ye New Jerusalem Rev. 21“. Man zeigt die Stadt in einer Darstellungsform, die zuvor in der Schweiz aufgekommen war, und zwar 1702 durch einem anonymen Künstler im Kloster Muri. Dort findet man auch bereits die Kugeln, mit denen die Mauerkante besetzt ist. Kurz darauf, 1705, trat Johann Ulrich Kraus mit seiner Bilder-Bibel an die Öffentlichkeit. In diesem Werk findet man den mächtigen Strahlenkranz mit Gottvater auf dem Thron, umgeben von zahlreichen Engeln.
Da nun bei diesem Kupferstich ein ganz ähnlicher Strahlenkranz zu finden ist, darf man davon ausgehen, dass die Bilder-Bibel zur Vorlage genommen wurde. Genau für solche Projekte war die Bilder-Bibel ja auch auf den Markt gebracht worden, sie wollte mit hochwertigen Kupferstichen Vorgaben und Anregungen liefern, Kopieren war geradezu erwünscht. Hier also findet man ein Ergebnis solcher Anregung. Dennoch gibt es kleine Varianten. So ist die spätere Arbeit nicht horizontal, sondern vertikal ausgerichtet, um zu den übrigen drei Bildern der Seite zu passen. Damit erlangt die Stadt zwar ihre Quadratform, doch es ist weniger Platz vorhanden. Daher verringerten sich die äußeren Stadtviertel um die Hälfte, die Straße entlang der Mauer an der Innenseite musste wegfallen. Die Gloriole ist in der Bilder-Bibel noch exakt kreisrund, hier franst sie an der Außenseite unregelmäßig aus.
„The New Testament of our Lord and Saviour Jesus Christ, Newly Translated out of the Greek“ war von John Baskett 1724 in Oxford durch die dortige Universität herausgebracht worden. Es war eine Gelehrtenbibel mit neuer Übersetzung aus den Originalsprachen mit dem Anspruch, durch Genauigkeit und Präzission der „göttlichen Wahrheit“, wie es hieß, nahezukommen. Der Teil zum Alten Testament erschien 1724, der zum Neuen Testament folgte ein Jahr darauf, dem zu guter Letzt noch eine Konkordanz von 1726 angehängt wurde, dem Jahr, in dem das vollständige Werk auf den Markt gebracht wurde. John Baskett (1664/5-1742) hatte das königliche Druckprivileg von England. Im Laufe der Jahre spezialisierte er sich immer mehr auf opulente Bibelausgaben und Gebetbücher, die sich jedoch kaum finanzierten, so dass er kurz nach dieser Bibelausgabe bankrott ging. Um 1738 brannte seine Druckerei nieder, ein Großteil des Buchbestands ging in Flammen auf, so dass heute nur noch wenige Drucke dieser Bibelausgabe existieren.
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