Anonyme Pilgermalerei aus Jerusalem (um 2000)

Neben Jerusalemkunst hat es auch immer auch Jerusalemkitsch gegeben. Schon zu Zeiten der Kreuzzüge und mittelalterlichen Pilgerreisen konnten sich Heilsuchende und Kunstfreunde billige und teure Andenken in allerlei Formen und Farben aussuchen. Ein frühes Beispiel ist ein Proskynetarion (um 1795), ein modernes Beispiel aus unserer Zeit sind Ohrringe für modische Pilger und Pilgerinnen. Solche Andenken habe ich vor allem um das Jahr 2000 in Jerusalem finden können, als die Jahrtausendwende ein vermehrtes Interesse an apokalyptischen Themen mit sich brachte.
Seitdem feiert der anonyme Kitsch des Massenkonsums in Jerusalems Altstadt fröhliche Urständ und schmückt vermutlich Wohnungen, Häuser und Kirchen auf der ganzen Welt. Dabei haben auch Juden das Himmlische Jerusalem als Verkaufsschlager für fromme Christen bzw. messianische Juden neu entdeckt. Ein häufiges Beispiel für Massenkunst sind vor allem kleine Ölgemälde, die das Jerusalem in Palästina in Manier des Himmlischen Jerusalem präsentieren. Unzählige Varianten wurden im christlichen Viertel Jerusalems um das Jahr 2000 angeboten, wobei der oder die Maler nicht genannt sind, die Handschrift aber deutlich macht, dass es sich um einen Künstler oder eine Künstlerin bzw. eine Werkstatt handelt. Meist sind es heute arabische Familien, die solche Arbeiten für einen Bruchteil des Preises herstellen, zu dem sie später an Touristen verkauft werden. Manchen der Malereien wurde ein Titel gegeben, wie das rotgetönte Bild unter „Heavenly Jerusalem Angels“ bekannt ist, während das letzte Bild mglw. aus dem christlich-orthodoxen Bereich stammt.

Die Titel sind niemals hebräisch, sondern immer englisch, denn die potentiellen Kunden sind weniger Israelis, sondern vor allem westliche Touristen aus den USA oder Europa. Zu sehen ist meist eine Stadt auf Wolken oder im luftleeren Raum schwebend. Diese besteht aus goldenen Stadtmauern und Kuppel im Inneren. Als Gegenpool zu der stets unbelebten Stadt wird immer eine oder mehrere Figuren gesetzt, der Reihe nach ein alttestamentlich wirkender Prophet mit Schofar, Engel und natürlich Reihen mit Pilgern. Diese Pilger lassen sich öfters finden, denn mit ihnen können sich die Käufer leicht identifizieren.

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