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Ohrringe aus der Altstadt Jerusalem (um 2009)

Neben Jerusalemkunst hat es immer auch gewerblichen Jerusalemkommerz gegeben. Schon zu Zeiten der Kreuzzüge und mittelalterlichen Pilgerreisen konnten sich Heilsuchende billige Andenken in allerlei Formen und Farben aussuchen. Heute feiert der anonyme Kitsch des Massenkonsums fröhliche Urstände. Die Altstadt Jerusalems ist voll von Läden, die fromme Devotionalien für Touristen anbieten, darunter exquisiten Schmuck wie auch billigen Tand. Es sind meist Werke, die in Serie gefertigt werden, oftmals in Hand hergestellt von Palästinensern und zunehmend industriell gefertigt in China und dann in das Heilige Land oder anderswo exportiert. Während die Stadt Jerusalem auf vielen der Kunstwerke thematisiert ist, finden sich nur selten Objekte, die explizit auf das Neue Jerusalem Bezug nehmen.
Dieses Amulett oder Schmuckstück stammt aus dem Juwelierladen der Söhne und Töchter von A. Semerdjian, der in der Altstadt von Jerusalem schon seit 1935 ansässig ist (David Street Nr. 3) und damit zu den ältesten Juwelierläden der Stadt gehört. Hier konnte man 2009 für ein paar Schekel die Ohrringe „New Jerusalem“ erwerben. Die untere Metallplatte hat eine Größe von lediglich 3 x 2 Zentimeter. Unter dem Schriftzug „new jerusalem“ (weiß auf schwarz) erscheint ein Stück Mauer, über dem sich sechs Bögen erheben. Handelt es sich um eine Anspielung auf den Felsendom? Sollen hier, wenn man davon ausgeht, dass zwei Ohrringe getragen werden, zwölf Tore des Neuen Jerusalems gezeigt werden, sechs an jeder Seite? Sind hier überhaupt Tore gezeigt, oder handelt es sich nicht viel eher um Bienenkörbe, ein altes frühneuzeitliches Symbol für die römisch-katholische Kirche?

Claus Bernet: Kuriositäten, Raritäten, Absonderlichkeiten, Norderstedt 2014 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 15).

 

tags: Ohrring, Schmuck, Israel, Altstadt Jerusalem, Pilger, Andenken, Metall, Bienen
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