Dieses Gemälde (hier lediglich der Ausschnitt der linken Seite) ist während des 18. Jahrhunderts entstanden. Leider sind wesentliche Informationen, die einer genauerer Einordnung dienlich wären, verloren gegangen. So kennen wir weder den Auftraggeber, noch den Maler, selbst der konkrete Ort, wo es sich einst befand, bleibt unbekannt. Gesichert ist lediglich, dass das Werk ursprünglich aus Trinidad in Mexiko stammt – allerdings ist das wenig hilfreich, da es in Mexiko über zehn Orte mit diesem spanischen Allerweltsnamen gibt. Heute ist die Ölmalerei Bestandteil der Gemäldesammlung des Museums Franz Mayer in Mexiko-Stadt.
Im Gegensatz zu den wenigen Informationen zu seiner Herkunft steht der Einfallsreichtum dieser Arbeit. Johannes auf Patmos wird oft als alter Mann dargestellt (was er zum Zeitpunkt der Vision vermutlich war), hier hingegen in jungen Jahren mit weichen Gesichtszügen. Das Tier in seinem Schatten ist keinesfalls ein Huhn, sondern ein Adler, das Symbol des Johannes. Aus Gründen des Bildaufbaus schaut er nicht zu der Himmelserscheinung über ihm, sondern nach links, wo sich eine stehende Marienfigur befindet.
Das Miniatur-Jerusalem über ihm ist mit seiner üppigen Bepflanzung an den Paradiesgarten anlehnt, was man eher von der Ostkirche her kennt. Der Bau ist vermutlich ein Sechseck und an seinen Außenseiten mit Torbögen geschmückt, in denen Engel stehen. Vorne sind es an der Längsseite drei Engel, an den sichtbaren Seiten nochmals jeweils ein Engel. Sieht die Rückseite ebenso aus, wären es zehn Engel bzw. zehn Tore. Tatsächlich sind in der rückwärts gelegenen Innenseite insgesamt fünf Tore angedeutet, hier natürlich ohne Engel, denn diese befinden sich nur an den Außenseiten der geschlossenen Tore. Was sich in der schachtelartigen Stadt befindet soll, bleibt verborgen.
Das Detail gehört zu einer Ansammlung von weiteren göttlichen Erscheinungen, die um eine Madonna in der Mitte angeordnet sind. Es hat eine Gesamtgröße von 40 x 30 Zentimeter, was bedeutet, dass das filigrane Neue Jerusalem lediglich wenige Millimeter ausmacht, was nochmals die hohe Qualität dieser Malerei unterstreicht.
Antonio Rubial García: Civitas Dei et novus orbis. La Jerusalen celeste en la pintura de nueva Espana, in: Anales del Instituto de Investigaciones Estéticas, 20, 72, 1998, S. 5-37.
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