Henk Schilling (1928-2005): Mosaik im Gemeindehaus von Oberhausen-Alstaden (um 1955)
Henk Schilling (vollständig Johannes Hendrik Schilling, 1928-2005, geboren in Voorburg, Niederlanden) ist vor allem als Glasmaler hervorgetreten, überwiegend im Ruhrgebiet, etwa in Essen, Oberhausen, Düsseldorf. Dann kennt man ihn in Fachkreisen noch als Gestalter kirchlicher Siegel, die im Urkundenwesen ihre Bedeutung hatten, heute aber durch digitale Signaturen ersetzt sind. So gut wie unbekannt ist, dass Schilling auch Mosaike gestaltet hat. Das vielleicht größte und bedeutendste dieser Werke findet man im evangelischen Gemeindehaus von Alstaden (zu Oberhausen gehörig), das man nach dem Zweiten Weltkrieg neben den historistischen Kirchenbau hinzu setzte. Im Sommer 1956 wurde es fertiggestellt, es dient als Mehrzweckbau für Festveranstaltungen, Seminaren, Sport und Mediation. Das Mosaik ist nicht datiert. Geht man davon aus, dass die gut dreißig Quadratmeter einige Monate in der Herstellung benötigen, darf man annehmen, dass es um 1955 entstanden ist. Gewöhnlich machte der Meister Vorgaben, überprüfte die Arbeiten, aber das einfache Setzen der Steine wurde von einer Fremdfirma ausgeführt.
Mosaike in dieser Größe waren in den 1950er Jahren selten, Mosaike mit Themen der Apokalypse noch seltener, zumal diese Themenwahl mit dem Zweck des Baus nicht zwingend in einem Zusammenhang steht. Die abstrakte Darstellungsweise entspricht nicht mehr unserer Sehweise, von links nach rechts ist dargestellt: Oben links eine Sonne, deren Strahlen, wie bei einem Mikadospiel, etwas wild durcheinander geworfen sind. Davon abgesetzt erscheint ein Feuerkreis mit weißen Flammen mit zentralen Motiven der Apokalypse: dem versiegelten Buch, dem Alpha und Omega, dem Lamm Gottes. Dem Opferlamm steckt noch das Messer im Leib, sein Kopf ist mit Hörnern und mehreren Augen wiedergegeben, beides Symbole aus der Apokalypse, die nicht einfach zu entschlüsseln sind und selten in Sakralwerken aufgenommen sind. Ein breites Band zieht sich von hier in die rechte Seite: der Fluss des Lebens, in dem lustige Fische hin- und herschwimmen. Rechts befindet sich das Bildfeld mit dem eigentlichen Neuen Jerusalem, in einer Art zweigeteilten Blase. Rechts finden sich zahlreiche Sterne – schaut man genau, sind es gar keine Sterne, sondern der Lebensbaum mit seinen zwölf Früchten als Dornenstrauch wie auf dem Silos-Beatus. Den Früchten sind die zwölf Tore gegenüber gesetzt, mit expressiven Schraffuren in weißen und schwarzen Steinen auf einem ockerfarbenen Grund, der selbstverständlich für Gold steht.
Helmut Theodor Friedrich Pfotenhauer: 75 Jahre Evangelische Kirchengemeinde Alstaden, Oberhausen 1976.
100 Jahre unterwegs: 1901-2001. Evangelische Kirchengemeinde Alstaden, Oberhausen 2001.
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