Jakob Schwarzkopf (1926-2001): Kapelle im Stift St. Irminen, Trier (2000)

Jakob Schwarzkopf (1926-2001) ist in Rheinland-Pfalz und im Saarland vor allem bei Glasfenstern mit Darstellungen des Himmlischen Jerusalem hervorgetreten. Seit den 1950er Jahren bis an die Jahrtausendschwelle lassen sich da interessante Entwicklungen ablesen die zeigen, wie sich Schwarzkopf immer wieder neu erfand und zeitgenössische Tendenzen aufnahm, weiterentwickelte. Weniger bekannt ist, dass Schwarzkopf sich auch mit Raumkonzepten auseinandersetzte. Solche Raumkonzepte sind eine Neuerscheinung der letzten Jahre, verwiesen sei auf St. Augustinus in Gelsenkirchen, eine Kapelle in Bottrop und einen Vortragssaal in Stift Heiligenkreuz.
Schwarzkopfs diesbezüglich wichtigste Arbeit wurde 2000, unmittelbar vor seinem Tode, im Stift St. Irminen umgesetzt. Das Stift befindet sich in Trier, wo Schwarzkopf auch seine letzten Tage verbrachte und das Stift immer wieder aufsuchte. Die Vorarbeiten reichen bis in die frühen 1990er zurück. Schon damals befand sich die römisch-katholische Kirche in der schwersten Krise ihrer Geschichte, von der auch das Bistum Trier betroffen war. Glasfenster für Neubauten waren kaum mehr gefragt, im Gegenteil, Themen waren jetzt Bestandssicherung, Profanierung, Kirche in der Diaspora.
Das Stift St. Irminen grenzt an eine ehemalige Klosterkirche aus römischer Zeit, die heute Patienten des Krankenhauses und die Bewohner und Bewohnerinnen des Alten- und Pflegeheims nutzen, vor allem bei großen Veranstaltungen. Es bestand der Wunsch nach einer intimen Kapelle für Andachten, Meditation oder kleiner Feiern.

Dazu wählte man die sogenannte Willibrordkapelle aus, die sich im romanischen Glockenturm (Ostseite) von St. Irminen befindet und sowohl von der Kirche aus als auch vom Pflegeheim auf der gegenüberliegenden Seite betreten werden kann. Allerdings ist der Raum etwas versteckt; bei der Auskunft des Heims wird man immer wieder in die Kirche verwiesen, man muss also etwas suchen, wird aber belohnt.
Schwarzkopf entwickelte eine Raumkonzeption, die bewusst an die Zeit des Frühchristentums anlehnte. Die Enge, die Lichtverhältnisse und die Einrichtung sollten an eine Krypta oder Katakomben erinnern. Neben zwei Fenstern liegt die ganze künstlerische Energie auf dem Altarbereich.

In diesem fällt sofort die Büste auf, durch einen Goldgrund und ein Podest hervorgehoben. Viele Besucher nehmen an, es würde sich um ein antikes Fragment handelt, was in der Römerstadt Trier durchaus naheliegen würde. Es ist aber nicht der Fall. Erwiesen ist lediglich, dass es sich um einen Christuskopf aus Kalkstein handelt. Er ist zwar formal an spätantiken Plastiken ausgerichtet, entstand aber in der Ottonik und schmückte einst vermutlich ein Weltgerichtsportal der romanischen Kirche St. Irminen. Schwarzkopf hat den Torso mit neun Bildfeldern umgeben, auf denen er die apokalyptischen vier Wesen und Engelsfiguren zeigt. Diese sind umzogen von einer Wandmalerei mit den Mauern und Toren des Himmlischen Jerusalem. Während die zwölf schwarzen Tore mit klaren Linien sogleich zu erkennen sind, ist das Mauerwerk fragmentarischer und nimmt damit wieder auf die Brüchigkeit der Skulptur Bezug. Mauersteine sind mit Bleistiftlinien, die sich im Raum verlieren, nur angedeutet. Lediglich an den vier Ecken ist die Mauer fertiggestellt. Fast gewinnt man den Eindruck, als habe der alternder Meister dieses Werk nicht mehr vollenden können.

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tags: Rheinland-Pfalz, Fragment, Rauminstallation, Gold, Kapelle, Altenheim
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