Marie-Theres Werner (1942-2023), Paul Weigmann (1923-2009): Aufbewahrungsraum in Menden (1998)

In großen Krankenhäusern wird täglich gestorben, und es entsteht die Frage, wo man die Leichname aufbewahrt, bevor sie abtransportiert oder verbrannt werden. Dazu hat man eigene Räume geschaffen, die euphemistische Namen wie „Ruheraum“, „Ruhekammer“ oder „Aufbewahrungsraum“ führen. Fast immer sind sie bis an die Decke gekachelt und schon aufgrund der Kühlung verbietet sich für Lebende ein längerer Aufenthalt. So gut wie nie sind sie künstlerisch ausgestaltet.
Eine Ausnahme findet sich im katholischen St. Vinzenz-Krankenhaus in Menden im Sauerland. Die Einrichtung hatte schon eine Kapelle mit hochwertigen Fenstern von Wilhelm Buschulte aus dem Jahre 1976, und Mitte der 1990er Jahre entschloss man sich, den Aufbewahrungsraum aufzuwerten. Dazu beauftragte man das Künstlerpaar Paul Weigmann (1923-2009) und Marie-Theres Werner (1942-2023), die öfters zusammen gearbeitet haben und gemeinsam kurz zuvor das Himmlische Jerusalem in Glas thematisiert hatten, 1996 in Lowick. Über diese Arbeit wurde in Menden mit dem Künstlerpaar anlässlich der Ausgestaltung sicherlich gesprochen. Hier stand Geld zur Verfügung für eines der drei Glasfenster. Aufgrund des spezifischen Ortes lag es Nahe, ebenfalls als Motiv das Himmlische Jerusalem zu wählen. 1998 wurden die Arbeiten in Antikglas, Opalglas, Blei und Schwarzlot ausgeführt.

Entstanden ist ein Ornament, welches Besucher an eine Blume erinnert, aber das Neue Jerusalem darstellen soll. Der Kreis und das Quadrat sind die Grundformen dieser Arbeit. Im Prinzip ist es eine Weiterentwicklung ins Abstrakte der Fensterlösung in Zülpich Jahre zuvor.
Von einem gewaltigen Außenkreis kann man in Menden die einzelnen Steine erkennen. Der Kreis ist an vier Stellen durchbrochen, hier sind die Tore der Stadt angedeutet. Die kleinen weißen Kreise markieren die zwölf Perlen, mit denen die Tore geschmückt sind, gleichsam erkennt man auch Engelsfiguren, bei denen dann der Kreis den Kopf ausmacht. Im Inneren findet man nicht weniger als fünf unterschiedlich große Quadrate. Ein Teil ist gelbgolden gefärbt, wobei die Mitte freigelassen ist, sowohl farblich als auch figürlich. Figürliches findet man am Rand des gelben Quadrates, wo ein Fries von Blättern einen Kreis formiert. Es sind die Blätter des Lebensbaumes, die sich als Buchenblätter bestimmen lassen.

PS: ich danke der Krankenhausleitung für die Freiräumung und das Zugänglichmachen dieses intimen Raumes unter den schwierigen Bedingungen in der Corona-Zeit.

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tags: Krankenhaus, Sauerland, NRW, Paul Weigmann, Quadrat, Lebensbaum
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