Die Außenwand der überkonfessionellen Kapelle im Zentralklinikum von Augsburg (Schwaben) wurde durch Egon Stöckle (geb. 1936) im Jahr 1999 mit dem Thema „Himmlisches Jerusalem“ umgestaltet. Stöckle, der auch Theologie studiert hatte (ähnlich wie Franz Bernhard Weißhaar), trat vor allem als Bildhauer hervor. Für die Klinik schuf er eine Installation aus vier Bildern, bzw. Stationen, die an einen Pilgerweg oder Kreuzweg erinnern. Zentral ist ein vielfach unterbrochenes Band aus vergoldeten Metallplatten, welches sich über die Türen, Wände und Fenster der Kapelle entlang zieht – Assoziationen mit dem Kreuzweg und dem Lebensweg liegen natürlich nahe, daher heißen die Stationen auch „Labyrinth“, „Fragment“ oder „Schutzraum“ (auch „Schutzzeichen“).
Die dritte Station hat den Titel „Das Ziel – das Himmlische Jerusalem“. Der Pilgerweg mündet in einen Kreis. Hier sind die Platten in konzentrischen Kreisen auf einer Plexiglasscheibe angeordnet. Wie auf einer Spirale verdichtet sich alles in einem Punkt. In der Mitte der Spirale sieht man hinüber in einen anderen Raum, den der Krankenhauskapelle. Dort wird der Altar sichtbar, Sinnbild für die Anwesenheit des Göttlichen. Im Kapellenraum sieht dieser Durchbruch wie ein Bullauge aus. Menschen, die hier versammelt sind, nehmen durch diese Öffnung Licht und Bewegung von außen wahr.
Viele Patienten betrachten dieses Himmlische Jerusalem in schweren Lebenssituationen. Für manche ist es das letzte Kunstwerk ihres Lebens. Es bleibt zu hoffen, dass diese abstrakte Darstellungsweise auch Menschen ohne Bibel- und Theologiekenntnissen Hoffnung mit auf den Weg geben kann. Gleichzeitig ist diese ungewöhnliche Arbeit weithin zu sehen. Sie befindet sich zwar im ersten Stock des Hauptgebäudes, doch dieser ist zu einem Atrium hin offen. Wenn man den Haupteingang des Klinikums betritt oder spätestens, wenn man mit den Rolltreppen nach oben fährt, ist das golden glänzende Band mit der Spirale kaum zu übersehen.
Heinz D. Müller (Bearb.): Unterwegs zum Himmlischen Jerusalem, Augsburg, um 2008.
Claus Bernet: Das Himmlische Jerusalem in Deutschland, Norderstedt 2015 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 27).
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