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Franz Bernhard Weißhaar: Freskodetail aus Sankt Lantpert in Freising (1999)

Die römisch-katholische Kirchengemeinde St. Lantpert in Freising (Oberbayern) beschloss unter Pfarrer und Dekan Franz Xaver Huber, die Kirche mit Malereien ausstatten zu lassen. Nach erfolgreicher Ausmalungen der Nordwand wurde erneut der Theologe und Künstler Franz Bernhard Weißhaar (geb. 1933) mit der Freskenmalerei beauftragt, der dies unter Mitarbeit von Annegret Hoch (geb. 1969), Susanne Oehl und Christopher Vogl von der Akademie der Bildenden Künste München ausführte. Dazu wählte man eine spezielle Fresco-Secco-Technik mit der Auflage von Naturkasein auf den angefeuchteten Kalkmörtel der Wand. Nicht weniger als 218 Quadratmeter waren in der Kirche künstlerisch auszugestalten, von denen das Neue Jerusalem knapp sechzehn Quadratmeter ausmacht.

Die Chorwand zeigt auf der rechten Seite die Prozession der 24 Heiligen und Seligen, auf der linken Seite das herabsteigende Himmlische Jerusalem. Bewusst reicht die Wandmalerei vom Boden bis zum Dachansatz, damit keine Grenze zwischen Gemeinde und den dargestellten Ereignissen erkennbar ist. Die Stadt ist als Quadrat mit drei Toren je Seite gestaltet. Sie stehen alle offen. Jedes der Tore ist auf Hebräisch mit einem der Namen der zwölf Stämme Israels beschrieben und wie die angrenzende Mauer in grüner Farbe gehalten. Innen ist ein Stadtplan mit Straßen, Parkanlagen und Quartieren zu entdecken. Der blaue Lebensfluss durchzieht die gesamte Stadt und setzt sich außerhalb weiter fort. Es ist aber keine geographisch bestimmbare Stadt, sondern ein Fantasiestadtplan, der ohne erkennbare Mitte auskommt. Von oben misst ein roter Engel mit einem langen Maßstab kopfüber diesen Plan.

Steht man vor dem Altar, gewinnt man den Eindruck, dass lediglich ein Teil der Stadt aufgemalt ist. Neuneinhalb Tore sind zu finden, die übrigen Tore scheinen zu fehlen, ebenso die Stadtmauer dazwischen. Sie sind aber doch vorhanden. Genau in der Mitte springt die Mauer des Kirchenbaues zurück und zieht sich als Konche einige Meter nach hinten. Auch dieser Bereich ist vollständig bemalt. An seiner rechten Innenseite findet man die restliche Stadtdarstellung. Man sieht sie nur, wenn man seitlich in die Konche blickt. Fast immer ist durch dies Fenster dieser Bereich heller, so dass der irrtümliche Eindruck erscheint, die Stadt würde aus einem großen, dunklen Teil und einem kleineren, helleren bestehen. Ob sich hinter diesem Jerusalems-Knick, der in der Kunst einzigartig ist und sicher begründet werden musste, auch eine theologische Überlegung steckt, ist nicht bekannt; jedenfalls findet sich in der Literatur zu dem Bauwerk keine Erklärung.

Heide Weißhaar-Kiem, Franz Bernhard Weißhaar: Pfarrkirche Sankt Lantpert in Freising-Lerchenfeld: die Botschaft ihrer Bilder, Freising-Lerchenfeld 1999.
Heide Weißhaar-Kiem, Herbert Schmid, Anton J. Brandl: St. Lantpert Freising-Lerchenfeld, Regensburg 2018.

 

tags: Fresko, Oberbayern, Stadtplan, Freising
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