Paul Kirsch: Wallersheimer Friedhofskapelle (1974)

Paul Kirsch (gest. 2002) war als Bauingenieur tätig, als er zur Wehrmacht eingezogen wurde. Bei schweren Kämpfen schwor er, dass er, falls er überleben würde, Priester werden wolle. Kirsch überlebte, studierte Theologie und wurde tatsächlich Priester. Viele Jahre lang hatte er seit 1962 in Wallersheim seine Pfarrstelle, einem kleinen Ort westlich von Gerolstein in der Eifel (nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Ortsteil Wallersheim von Koblenz, ebenfalls in Rheinland-Pfalz). Hier wurde der Priester über Jahre immer wieder selbst künstlerisch tätig; in der Kirche St. Nikolaus entwarf er damals zeitgemäße Betonfenster, einen Tabernakel (1976) in Form einer Weltkugel, Keramiken und Wandfresken. Sogar ein Manuskript für die lokalen Passionsfestspiele (ab 1987) wurde von ihm verfasst, das noch heute in Gebrauch ist.


1974 wurde gegenüber der Kirche auf einem Hang eine Friedhofshalle errichtet. Kirsch war hier für die gesamte künstlerische Gestaltung verantwortlich. Höhepunkt ist das Buntglasfenster aus Antikglas, Blei und Schwarzlot, welches man bereits von der Nikolaus-Kirche aus auf einer leichten Anhöhe sehen kann. Das Fenster steht in keinster Weise hinter zeitgenössischen Sakralwerken zurück, Kirsch musste sich auch mit aktueller Kunst beschäftigt haben, nach Auskunft von Gemeindemitgliedern, die Kirsch noch kannten, mit den Arbeiten von Paul Weigmann, Hildegard Bienen und Franz Pauli und vor allem mit Walter Bettendorf, mit dessen Arbeiten seine eignen die größte Ähnlichkeit hat.
Kirsch gelang in Wallersheim eine Fensterwand, die vielleicht seine beste Arbeit überhaupt ist. Der Blick fällt sogleich auf das weiße Lamm im Zentrum. Sein Kopf ist von einer Gloriole umzogen, dessen Rund sich in einem äußeren Kreis wiederholt. Seine gebrochenen Strukturen erinnern an die Blätter eines Lorbeerkranzes. Die Bauten der Stadt sind vermutlich die einzelnen, goldfarbenen Türme unter dem Lamm. Links wie rechts sind weiße, durchsichtige Bauten angedeutet. Ihre Zahl ist unvollständig, denn von diesem Himmlischen Jerusalem ist nur der untere Teil zu sehen, der obere wird durch die Dachschräge beschnitten. 

Gerhard Elsen (Hrsg,): 1200 Jahre Wallersheim, Wallersheim 1982.

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tags: Friedhofskapelle, Eifel, Fensterwand, Rheinland-Pfalz
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