Die evangelische Kirche im Fechheim (Oberfranken) ist dem Heiligen Michael geweiht. 1702 bis 1704 wurde das neue Kirchenschiff nach Plänen des Coburger Ratszimmermeisters Hans Friedrich Weinlein im Inneren im Barockstil errichtet. Um 1704 hat dort der sächsische Hofmaler Johann Schuster (1668-1724) aus Coburg drei Ausschnitte aus der Johannesoffenbarung als Gemälde an der Kirchendecke dargestellt: Die Begegnung des Sehers Johannes mit Christus, der Kampf der himmlischen gegen die dämonischen Mächte und schließlich das Neue Jerusalem. Bei dem letzten Bildmotiv, welches von einem opulenten, weißgefärbten Stuckrahmen umgeben ist, hat sich der Maler bei der Konzeption eng an die anscheinend immer noch populäre Merian-Fassungen vom Anfang des 17. Jahrhunderts gehalten, die gerade in Franken äußerst beliebt waren (erhalten haben sich Beispiele etwa in Regnitzlosau oder in Hof). Einzelheiten wurden jedoch barockisiert und mit Zeitgenössischem versehen: Vor dem Himmlischen Jerusalem wird Johannes üblicherweise als junger Mann dargestellt. An der Fechheimer Decke ist jedoch eindeutig ein älterer Mann mit Allongeperücke zu sehen. Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass sich hier Johann Andreas Eyring darstellen ließ. Eyring war der verantwortliche Pfarrer für den Kirchenumbau von 1702-1704 und war damals etwa sechzig Jahre alt.
Die Kirche musste renoviert werden, nachdem 2013 ausgerechnet eine Figur des Heiligen Michael von der Decke auf den Boden stürzte und das Gebäude aus Sicherheitsgründen gesperrt werden musste. Die Kosten von eineinhalb Millionen Euro übernahmen neben der Evangelischen Landeskirche Bayern, dem Dekanat Coburg, der Kirchengemeinde Fechheim vor allem private Spender. Zur Rettung der Deckenmalerei wurde ein ungewöhnlicher, aber erfolgreicher Weg beschritten: Die Malereien wurden wie bei einem Schachbrett in Felder unterschiedlicher Größe eingeteilt. Diese Felder konnten käuflich erworben werden, wobei das Geld der Renovierung zugute kam. Die Rettung des Himmlischen Jerusalem war allein durch Beiträge des Kirchenvorstands von Fechheim (2019), durch Helge und Ursel Kohler, durch die Dorfgemeinschaft Bieberbach, die Familie Rosenbauer und schließlich durch Willi, Rolf und Heidrun Zapf möglich geworden. Man wird in Zukunft öfters diese Form der Cofinanzierung sehen, da die gestiegenen Heizkosten, Materialengpässe und Handwerkermangel die Kosten weiter nach oben treiben.
Isolde Kalter: Der Maler Johann Schuster in der Michaelskirche zu Fechheim (2008).
Rainer Axmann: Johann Schuster (1668-1724), fürstlich sächsischer Hofmaler und Kammerdiener, Coburg 2011.
Ingrid Schelhorn: Fechheim 1162-2012. Chronik der Gemeinde und Pfarrei Fechheim im Landkreis, Neustadt-Fechheim 2013.
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