Die genaue Herkunft dieses insgesamt 26 x 19 Zentimeter kleinen Ölgemäldes ist nicht bekannt, man vermutet einen niederländischen Hintergrund. Leider fehlen konkretere Informationen, die eine genauere Bestimmung ermöglichen würden, wie Auftraggeber, Name des Künstlers oder der Werkstatt, Ort der Herkunft oder einstiger Aufstellungsort, falls sich das Werk einmal in einer Kirche oder Kapelle befand. Aufgrund seiner geringen Größe wird es kaum ein Altargemälde gewesen sein, sondern entstand vermutlich als Auftrag für einen weltlichen oder geistlichen Würdenträger.
In den Niederlanden soll das Werk gegen Ende des 15. Jahrhundert entstanden sein. Über viele Vorbesitzer gelangte es schließlich erst im Jahr 1980 in den Besitz des Wallraf-Richartz-Museums in Köln (Inventarnummer WRM 3321) und wurde dort bislang wissenschaftlich nicht untersucht. Es handelt sich um ein bereits manieristisches Bild der Spätgotik mit vielen interessanten, erzählfreudigen Details, das aber in der Darstellungsform traditionell bleibt: In der Mitte zeigt das Weltgericht den richtenden Christus, darunter Maria und Johannes, links das Himmlische Jerusalem, rechts die Hölle, dazwischen Szenen der Auferstehung. Beachtenswert erscheint auf dem Ausschnitt mit dem Neuen Jerusalem das überaus saftige Grün des Hintergrunds sowie der mit einer Wiese überzogene Hügel, auf dem sich die Himmelspforte befindet. Petrus steht auf einer Art Rampe oder Brücke – es könnte ein Überbleibsel der ehemaligen Himmelsleiter sein, ebenso gut ist hier möglicherweise die Stadtmauer angedeutet. Überragt wird Petrus nur von dem Engel ihm gegenüber, der durch ein prächtiges weißes Gewand auffällt und ein Gegengewicht zur Pforte bildet. Die Personen dazwischen vertreten die geistlichen wie weltlichen Stände, so findet man einen Mönch, einen Kardinal, einen Papst mit Tiara und einen König oder Kaiser. Die beiden nackten Personen stehen nicht für diese Stände, sondern sie erinnern an Adam und Eva, ähnlich wie bei der St. Reinoldi-Kapelle in Rupelrath. Das Ziel der Gruppe ist, durch die Pforte in das Neue Jerusalem einzutreten, dort das ewige Leben ohne Krankheit oder Schmerz zu genießen. Die Pforte zeigt im Wimperg spätgotisches Maßwerk und geht dann nach links in einen Kirchenbau über. Sie scheint bereits geöffnet. Schaut man genau, kann man winzige goldene Lichtstrahlen erkennen, wie es zuvor in der Kirche St. Nicolai in Kalkar oder kurz danach auf dem Weltgerichtsaltar des Gert van Loon gezeigt wurde.
Christian Heße, Martina Schlagenhaufer: Wallraf-Richartz-Museum Köln. Vollständiges Verzeichnis der Gemäldesammlung, hrsg. von Wallraf-Richartz-Museum, Köln 1986.
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