
Bei dieser Himmelspforte schwebt der Heilige Petrus wie eine männliche Schutzmantelmadonna über den Geretteten, sein gelbes Gewand scheint die nackten Menschen zu umfangen und von der bösen rechten Seite abzuschirmen. Mit einem übergroßen erhobenen Schlüssel in seiner rechten Hand begrüßt er die Ankommenden. Während Petrus übergroß und bekleidet wiedergegeben ist, erscheinen die meisten Ankommenden klein und nackt. Das hat auch damit zu tun, dass nach biblischer Angabe die Bewohner des Himmlischen Jerusalem mit neuen Kleidern ausgestattet werden. Die Personen rechts sind übrigens bekleidet, doch hier scheint es noch das Leichentuch zu sein.
Die Figuren werden von einem großen Engel an die gotische Pforte links im Hintergrund geleitet, aus der bereits goldene Strahlen hervorleuchten. Es ist ein schmaler Rundbogen, dem lediglich oben einige gotische Streben aufgesetzt sind. Nach unten ist der Bau mit einem mäandernden Wolkenband abgeschlossen, wie es typisch für die erste Hälfte des 15. Jahrhunderts ist.
Man findet die qualitativ hochwertige Malerei an der linken Ecke einer traditionell gehaltenen Weltgerichtsdarstellung, die um 1450 an der Ostwand des nördlichen Seitenschiffs der römisch-katholische Pfarrkirche Sankt Nicolai in Kalkar bei Kleve angebracht wurde. Wie so oft kennt man weder die ausführende Malschule noch an ihr beteiligte Künstler mit Namen; alles fand anonym und geradezu im Geheimen statt.
Heinrich J. Schmidt: St. Nicolai zu Kalkar: Ein Rundgang, Kalkar 1968.
Guido de Werd: Die St. Nikolaikirche zu Kalkar, München 1986 (2).
Hans Peter Hilger: Stadtpfarrkirche St. Nicolai in Kalkar, Kleve 1990.