Vinderslevmesteren: Fresken der Kirche Hyllinge (um 1500)

Die alte Kirche der Gemeinde Hyllinge (Sjælland) stammt aus dem 14. Jahrhundert und liegt auf einem Bergrücken am südwestlichen Rand der dänischen Kirchspielgemeinde. Die heute protestantische Kirche besitzt farbige Kalkmalereien, von denen eine Gewölbekappe das Himmlische Jerusalem darstellt. Weitere Kappen führen ausführlich die Hölle vor Augen, eine weitere die Eroberungsfahrt von König Olaf. Erst als im Frühjahr des Jahres 1995 der Innenraum der Kirche weiß getüncht und teilweise Putz ausgebessert wurde, tauchten im zweiten Gewölbe des Kirchenschiffs bis dahin unbekannte Kreidemalereien auf. 2015 wurden die Malereien von Carsten Jørgensen und Anne Marie Steensberg fachgerecht restauriert und sind seitdem der wesentliche Bildschmuck der ansonsten schlicht gehaltenen Kirche.
Der Maler hat den Notnamen „Vinderslevmesteren“ bekommen. Die Bezeichnung rührt daher, dass in der Kirche von Vinderslev ebenfalls Malereien mit dem Himmlischen Jerusalem zu finden sind, die aus der gleichen Werkstatt stammen sollen, angefertigt an der Wende vom 15. zum 16. Jahrhundert. Die Malweise mag vergleichbar sein, die motivische Art und Weise der Darstellung ist jedoch gänzlich anders und erinnert im Fall von Hyllinge eher an die Wandmalereien Östra Vemmerlöv oder Tuse.
In Hyllinge sind große Partien weiß, und die wenigen Farbpartien sind überwiegend rot. Dies ist dem Befund geschuldet, da man kaum herausfinden konnte, wie die ursprüngliche Farbgebung gewesen war. Gesichert ist, dass hier Petrus dabei ist, die Himmelspforte zu öffnen. Rechts und unter ihm sind (kleinere) Ständevertreter eingefügt, teilweise mit Kronen. Diese Kronen und auch die Heiligenscheine der Figuren hat man sich goldgelb vorzustellen, Teile des Lebensbaumes, der sich bereits auf der angrenzenden Kappe rechts befindet, grün. Die Architektur des Neuen Jerusalem zieht sich am linken Rand nach oben, wo dann nur noch wenig Platz ist, geradezu gemacht für einen sich verjüngenden Turm, den man auf Gewölbekappen dieser Art fast immer findet. Im Beispiel von Hyllinge ist er überaus verspielt mit zahlreichen Schmuckelementen ausgestattet, im Kontrast zu der einfachen Pforte darunter. Diese Turmpforte ist nicht die gleiche, die Petrus öffnet, sondern schräg davon abgesetzt. In Wirklichkeit kann man unmöglich so bauen, sondern Hyllinge bietet expressive Stilistik, die die Kunst des Spätmittelalters kennzeichnet.
Da die Malerei so spät aufgefunden und restauriert wurde, gibt es bislang noch keine Fachliteratur dazu; eine genaue wissenschaftliche Einordnung mit vielleicht weiteren Erkenntnissen steht noch aus. 

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tags: Dänemark, Kalkmalerei, Seeland, Expressionismus, Spätmittelalter, Lebensbaum, Wikimedia, Orf3us.
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