Anfang des 21. Jahrhunderts setzte sich der Bildhauer und Glaskünstler Friedrich Pohl (geb. 1957) intensiv mit der Raumsituation der Kirche am Jungfernkopf auseinander. Diese ist eine evangelische Kirche in einer Neubausiedlung von Kassel, die 1953/54, damals hauptsächlich für viele zugezogene Flüchtlinge, errichtet worden war.
Pohl, der in Kassel geboren wurde, dort aufwuchs und seit vielen Jahren ein Atelier führt, kennt diese Kirche und ihre Besonderheiten seit vielen Jahren persönlich. Im Gegensatz zu anderen Auftragsarbeiten, wo der Künstler vielleicht ein, zwei Mal zu einem Ortsbesuch anreisen kann, waren hier viele Besuche und Gespräche mit dem Pfarrer und Gemeindemitgliedern möglich.
Die Fenster bestehen jeweils aus sechs unteren Bahnen und einem Oberlicht, welches sich aus drei parallelen Bahnen zusammen setzt. Thema ist u.a. die Schöfungsgeschichte und das Glaubensbekenntnis. Das letzte bzw. erste Fenster vor dem Altar links (vom Eingang aus gesehen) zeigt im oberen Bereich das Neue Jerusalem. Die Stadt wird als Quadrat präsentiert, ihre zwölf Tore sind in die vier Ecken des Quadrats gerückt. Es handelt sich aber nicht um detailliert figürlich ausgestaltete Tore, sondern um schmale Bögen in einem Goldton, was die Architektur lediglich andeutet. Sie ruhen jeweils auf drei Quadraten, die vielleicht für die Edelsteine als das Fundament der Stadt stehen. Im Inneren sieht man ein rotes Alpha und Omega, wie auf einem Fenster in Dortmund und in Richmond Heights. Bei der Form hat sich der Künstler an den Grundstein der Kirche hinter dem Altar orientiert.
In seiner Konzeption gehen von den zwei Buchstaben blaue schmale Wellenlinien aus, in die jeweiligen Himmelsrichtungen. Es handelt sich dabei um den Fluss des Lebens.
Dieses wird deutlich, wenn man das weitere Fenstergeschehen im unteren Teil betrachtet. Dort strömt das Wasser zu zwei Personen, die sich gegenüber stehen und mit ihren Händen die Wasserwogen zu modellieren scheinen. Aufgefangen wird das Wasser, das in christlicher Interpretation auch als Blut aus dem Lamm verstanden wird, in einer Abendmahlsschale, die sinnigerweise der gekreuzigte Christus trägt. Menschliche Figuren in Glas einzuzeichnen erfordert höchstes Können und zeigt die Qualität dieser Fenster.
2004 wurden sie in der Glasmanufaktur Peters in Paderborn hergestellt und noch im gleichen Jahr eingesetzt. Seitdem sind die Fenster der bedeutendste künstlerische Beitrag der ansonsten schlichten Kirche.
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