An der Brüstung der Empore der evangelischen Kirche zu Ehningen südlich von Stuttgart sind, auf zwei Reihen verteilt, 27 Reliefbilder angebracht. Sie zeigen, wie üblich, Szenen aus dem Alten und Neuen Testament. Derartige Stuckreliefs wurden Anfang des 17. Jahrhunderts eine Modeerscheinung, doch wegen der Fragilität haben sich nur wenige Exemplare erhalten. Die hiesigen Bilder wurden bei der Renovierung der Kirche 1957/58 gereinigt und restauriert. Das 26. Relief und vorletzte Relief an der Schmalseite, noch vor den apokalyptischen Reitern und dem Weltenbrand, zeigt das Himmlische Jerusalem. In der rechten oberen Ecke gibt eine Engelsgestalt Johannes auf Patmos die Erklärung des Geschauten. Auf der gegenüberliegenden Seite steht eine Palme in einer Form, wie man sich im 17. Jahrhundert in Württemberg Palmen vorstellte. Die Stadt zeigt unten ein offenes Tor mit einem wachenden Engel darüber und schiebt sich dann steil nach oben; man erkennt die Giebel von Wohnbauten, zahlreiche Fenster und weitere Türme.
Der Stuckfries wurde, nach einer Beschreibung des Pfarrers G. Schütz aus dem Jahre 1975, um 1620 von Heinrich Schickhardt (1558-1635) angebracht. Er orientierte sich zunächst an zeitgenössischen Bibelausgaben, etwa der des Georg Nigrinus. Auch Einflüsse von Virgil Solis (1560), etwa bei den zwei markanten Türmen am Eingangstor, sind festzumachen. Unter jeder Bildtafel befindet sich eine Leiste, welche für ein Bibelzitat vorgesehen war, welches jedoch nicht mehr zur Ausführung kam. In der Kirche befand sich bereits eine Freskenmalerei mit dem Neuen Jerusalem aus dem 15. Jahrhundert. Das Thema hatte in dieser Region offensichtlich Konjunktur, wenn man bedenkt, dass in anderen Regionen dieses Motiv im gleichen Zeitraum überhaupt nicht zur Darstellung gebracht wurde.
Karl Gleißner, Rolf Mezger: Ehningen, Ehningen 1965.
Reinhard Lieske: Protestantische Frömmigkeit im Spiegel der kirchlichen Kunst des Herzogtums Württemberg, München 1973.
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