Für das Tympanon von Saint-Pierre in der französischen Gemeinde Lande-de-Fronsac (Okzitanien) schwanken die Angaben für die Entstehungszeit zwischen 1020 und 1170, wahrscheinlich ist 1120/30. Damit gehört es, neben Saint Foy in Conques und Notre-Dame-du-Pré in Donzy, zu den ältesten Darstellung eines Neuen Jerusalem an einem Tympanon weltweit. Der hiesige Skulpturalschmuck, vor allem in der Darstellung der Personen, ist noch klar von der Romanik geprägt. Links neben Christus in der Mitte finden sich zwei übereinander gesetzte Arkadenreihen als Abbreviaturen des Himmlischen Jerusalem. Es sind mikroarchitekturelle Kirchen, denen im oberen Bereich ein lateinisches Kreuz aufgesetzt wurde, daneben Büsten von Heiligen.
Rechts dagegen ist in Lande-de-Fronsac einmal nicht die Hölle dargestellt, sondern es wurden vegetabile Ornamente eingefügt (hier nicht zu sehen). Manche betrachten allerdings in diesen verschlungenen und ungeordneten Strukturen einen Hinweis auf die Verdammnis. während das Neue Jerusalem ein Ordnung der Ordnung und des Gleichklangs sei (was definitiv nicht zutrifft, wenn man nur einige Darstellungen des Neuen Jerusalem kennt).
Die Arkaden sind im Inneren unbesetzt, weder Engel noch Gerettete beleben die Szenerie. Vermutlich war der Bildhauer, der auch die übrigen Arbeiten der Kirche etwas unbeholfen, ja grob, ausgeführt hat, nicht in der Lage, diese kleine Mikroarchitektur auch noch mit Figuren zu besetzen. Leider wissen wir über den Baumeister und die Entstehungshintergründe so gut wie nichts, obwohl es auffällig ist, dass der kleine Ort in Aquitanien mit einer prächtigen Kirche ausgestattet wurde, die für das Dorf eigentlich viel zu groß war. Die kunsthistorische Forschung konzentriert sich nach wie vor auf die großen Kathedralen in den Städten, den Mühen der Erforschung kleinerer Kirchen oder Kapellen auf dem Lande unterzieht sich fast niemand. Das hat vor allem mit den Finanzierungsstrukturen zu tun: Der zehnte Antrag zu einer Studie der Kathedrale von Amiens wird eher bewilligt als ein einziger Antrag zu Lande-de-Fronsac, die vermutlich den Gutachtern nicht einmal bekannt ist.
Jacques Lacoste: L’église Saint-Pierre de la Lande-de-Fronsac, in: Congrès Archéologique de France, 145, 1987, S. 77-92.
Le Patrimoine des Communes de la Gironde, 1, Paris 2001.
Claus Bernet: Gemacht für die Ewigkeit. Steinwerke des Himmlischen Jerusalem, Norderstedt 2013 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 8).