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Hans Joachim Burgert (1928-2009): Lichtenradener Kreuz (1963)

Die Dorfkirche von Berlin-Lichtenrade wurde, nach Kriegszerstörungen im Jahr 1943, von 1963 bis 1964 umfassend renoviert und neu ausgestattet. Schon in der unmittelbaren Nachkriegszeit wurde der wieder aufgebaute Kirchenraum mit einem einfachen Holzkreuz über dem Altar versehen, das in etwa die Maße des späteren, heutigen Kreuzes hatte. Dieses wurde von dem Berliner Künstler Hans Joachim Burgert (1928-2009) im Jahr 1963 geschaffen, zusammen mit den Altarfenstern und der Taufschale der evangelischen Kirche. Heute steht sie unter Denkmalschutz, was eine veränderte Gestaltung nach dem liturgischen Verständnis nachfolgender Jahre erschwert und auch neue künstlerische Impulse so gut wie unmöglich macht, da die Kirche in einem bestimmten Zustand für die nächsten Jahrhunderte konserviert werden soll. Diese Probleme eines rückwärts denkenden Denkmalschutzes betrifft nicht allein die Kirche in Lichtenrade, sondern viele Nachkriegsbauten in Deutschland.

Schmuckkreuze finden sich überwiegend in katholischen Kirchen, seit Anfang der 1960er Jahre waren sie eine Modeerscheinung. Überregional wurde in der evangelischen Sakralkunst das Schmuckkreuz aus Hannover beachtet, das Burgert nachweislich kannte und als sein Vorbild bezeichnete. Seine eigene Interpretation nimmt biblische Geschichten auf. Es ist aus Bronze und lässt den hellen Hintergrund der weiß verputzten Wand zwischen dem Metall durchscheinen. An den vier Kreuzenden wurden jeweils drei Reliefplatten angebracht. Der obere Kreuzarm zeigt das Thema „Vollendung“ auf drei Emailleschildern: Christus als Weltvollender, das Himmlische Jerusalem und Christus als Weltenrichter. Die Stadt ist auf wesentliche Architekturteile reduziert, die schwarz gerahmt und in leuchtenden Farben ausgemalt sind, damit man sie auch aus Entfernung besser erkennen kann. Auf einem gelben Fundament mit vier Toren stehen sechs Türme mit roten Zeltdächern, ein weiterer Turm findet sich ganz links. Über der Stadt hat Burgert noch einen Vollmond und eine schwarze Sonne in das blaue Firmament gesetzt, beides apokalyptische Symbole aus dem Offenbarungstext.

Tasso Minkner: Der Kunstprofessor Hans-Joachim Burgert, in: Jahrbuch des Landkreises Kassel, 1984, S. 132-133.
Gemeindekirchenrat der Evangelischen Kirchengemeinde Berlin-Lichtenrade (Hrsg.): Die Dorfkirche der Evangelischen Kirchengemeinde Berlin-Lichtenrade, Berlin 2009. 

 

tags: Bundesland Berlin, schwarze Sonne, Altarkreuz, Bronze
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