
Ursula Dethleffs (1933-1994): Fenster der Nikolai-Kirche in Isny (1972)
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Claus Bernet
- Juni 2, 2022
Ursula Dethleffs (1933-1994) hat in vielen Bereichen künstlerisch gearbeitet, es gibt von ihr Teppiche, Zeichnungen, Keramiken, Hinterglasbilder und auch einige Kirchenfenster. Drei neue Kirchenfenster der Künstlerin wurden im Jahr 1972 in den südlichen spätgotischen Chor der evangelischen Nikolai-Kirche in Isny im Allgäu eingebaut, unter Mithilfe von Hans Bernhardt aus Ravensburg. Im Bereich der Sakralkunst ist es heute das vielleicht wichtigste Werk der Künstlerin.
Das rechte von drei Fenstern an der Südwand hat den Titel „Himmlisches Jerusalem“. Es zieht sich über drei Bahnen und bietet dem Betrachter eine überwiegend frei-abstrakte Interpretation des Themas. Dennoch können Tore der Stadt im Detail erahnt werden, wobei die Zahl zwölf nicht zwingend ist. Ganz oben, in der Spitzenkrümmung des Fensters, sind drei rotbraune Rundbögen aneinander gesetzt – genauso gut könnte man aber dort auch an Moses und die zwei Gesetzestafeln denken. Allein im Bogenabschluss sind einige Tore auch spiegelbildlich gesetzt, mit der Rundung nach unten.
Charakteristikum der Ausführung von Ursula Dethleffs ist die schwungvolle Linienführung, die die einzelnen Glasfelder in überwiegend blauen und gelbgrünen Farbtönen dynamisch und doch auch harmonisch verbindet. Damit passen sie gut zu dem vorgefundenen Bestand der übrigen Buntglasfenster von ganz unterschiedlichen Künstler zu ganz verschiedenen Zeiten des im Kern romanischen Bauwerks.
Hans H. Hofstätter: Ursula Dethleffs, Freiburg i.Br., um 1985.
Ulrich Weible u.a.: Evangelische Nikolaikirche Isny im Allgäu, Regensburg 2008 (3).
Claus Bernet: Kirchenfenster und Glasarbeiten, Teil 2, Norderstedt 2014 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 16).
Beitragsbild: Sammlung Dethleffs, Knittel Franz Fotostudio, Leutkirch-Friesenhofen