Ursula Dethleffs (1933-1994) hat in vielen Bereichen künstlerisch gearbeitet, es gibt von ihr Wandteppiche, Zeichnungen, Keramiken, Hinterglasbilder und auch einige Kirchenfenster. Drei neue Kirchenfenster dieser Künstlerin wurden im Jahr 1972 in den südlichen spätgotischen Chor der evangelischen Nikolai-Kirche in Isny (Allgäu) eingebaut, unter Mithilfe der Werkstatt von Hans Bernhardt aus Ravensburg. Im Bereich der Sakralkunst ist es heute das vielleicht wichtigste Werk der Künstlerin. Damals wurden ihre Fenster zusammen mit den Osterfenstern eingesetzt, die ein großer Meister beisteuerte, der das Neue Jerusalem oft dargestellt hat: Wolf-Dieter Kohler.
Das rechte von drei Fenstern an der Südwand hat den Titel „Himmlisches Jerusalem“. Es zieht sich über drei Bahnen und bietet dem Betrachter eine überwiegend abstrakte Interpretation des Themas. Dennoch können Tore der Stadt im Detail erahnt werden, wobei die Zahl Zwölf nicht zwingend ist. Ganz oben, in der Spitzenkrümmung des Fensters, sind drei rotbraune Rundbögen aneinander gesetzt – genauso gut könnte man aber dort auch an Moses und die zwei Gesetzestafeln denken. Allein im Bogenabschluss sind einige Tore auch spiegelbildlich gesetzt, mit der Rundung nach unten.
Charakteristikum der Ausführung von Ursula Dethleffs ist die schwungvolle Linienführung, die sich aber auch bei anderen Glasmalereien jener Jahre finden lassen, siehe Gesù Cristo Divino Maestro in Rom von Cesarina Giordani oder die Kirche Notre Dame des Flots in Lacanau-Océan von Raymond Mirande. Bei Dethleffs sind die einzelnen Glasfelder in überwiegend blauen und gelbgrünen Farbtönen dynamisch und doch harmonisch verbunden. Damit passen sie gut zu dem vorgefundenen Bestand der übrigen Buntglasfenster von unterschiedlichen Künstlern zu ganz verschiedenen Zeiten des im Kern romanischen Bauwerks.
Hans H. Hofstätter: Ursula Dethleffs, Freiburg im Breisgau, um 1985.
Ulrich Weible u.a.: Evangelische Nikolaikirche Isny im Allgäu, Regensburg 2008 (3).
Claus Bernet: Kirchenfenster und Glasarbeiten, Teil 2, Norderstedt 2014 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 16).
