Nach dem Jugendstil kam der Art déco, und aus dieser relativ kurzen Stilepoche hat sich in Deutschland zumindest ein Jerusalems-Radleuchter erhalten. Man findet den Kronleuchter in der Mitte des Kirchenschiffs der evangelischen Christuskirche in Mannheim, entstanden um das Jahr 1911. Er gehört also noch zu der Erstausstattung der zwischen 1907 und 1911 erbauten Kirche und wurde einst extra mit speziellen Osram-Glühbirnen zum Leuchten gebracht. Das war das Neueste, was damals auf dem Markt war. Die zwei seltenen Aufnahmen unmittelbar nach der Anbringung zeigen den Zustand noch vor Kriegseinwirkungen und Restaurierungen. Da der Leuchter nur selten eingeschaltet ist und die Kirche nur gedrungene Fenster hat, sind die Lichtverhältnisse auch bei gutem Wetter unbefriedigend; der gesamte Bau verharrt in einem Dämmerzustand und erinnert an ein Mausoleum.
Der imposante Lüster aus Bronze und Eisen hat ein Gewicht von 2, 5 Tonnen und einen Durchmesser von 8,40 Metern. Für die Beleuchtung des Kuppelraums sorgen zwölf große und 48 kleine Laternen. Freies Vorbild waren auch hier romanische Exemplare, wie man sie aus dem Aachener Dom, dem Hildesheimer Dom oder dem Kloster Comburg her kannte. Anders als dort wurden in Mannheim auf dem Metallband die zwölf Tierkreiszeichen dargestellt. Auch nach archivalischen Studien war es leider nicht möglich, den Künstler oder den Handwerksbetrieb herauszufinden, in dem dieses Kunstwerk vor gut einhundert Jahren angefertigt wurde; auch auf dem Messingband ist keine Künstlersignatur oder ein Firmenstempel zu finden.
Christian Schrade: Christuskirche Mannheim, Mannheim 1911.
Hans Huth: Die Kunstdenkmäler des Stadtkreises Mannheim, 1, München 1982.
Udo Wennemuth: Geschichte der evangelischen Kirche in Mannheim, Sigmaringen 1996.
Friedrich Burrer: Christuskirche Mannheim-Oststadt, Regensburg 2005.
Andreas Schenk, Thomas Schlage, Udo Wennemuth: Die Christuskirche in Mannheim. Bauwerk, Gemeinde, Kirchenmusik, Heidelberg 2011.
Claus Bernet: Jerusalems-Leuchter, Jerusalems-Kerzen und Adventskränze, Norderstedt 2015 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 25).
