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Miquel Bestard (1592-1633): Maria Immaculata (1614)

Miquel Bestard kam 1615 zu Wohlstand durch die Heirat von Aina, einer Waisen des Notars Josep Batle, was ihnen eine beträchtliche Mitgift von vierhundert Pfund in Form von Immobilien in die Ehe einbrachte. Zwischen 1623 und 1630 taufte das Paar fünf Kinder und fungierte als Amtsträger und Taufpaten für angesehene Mitglieder der mallorquinischen Gesellschaft, mit denen der Maler gut verbunden gewesen zu sein scheint. Sein Ruhm ging auch über die insulare Sphäre hinaus und es ist wahrscheinlich, dass er derjenige Mallorquiner ist, der in zeitgenössischen Berichten aus Barcelona und Madrid zitiert wird. Sein früher Tod Anfang November 1633 muss unerwartet gekommen sein, da er ohne Testament starb. Wie für seine Familie üblich, wurde er im Dom von Sevilla bestattet.
Miquel Bestards Malerei lässt sich in zwei differenzierte Perioden einteilen: Religiöse Malerei für Kirchen und Klöster auf Mallorca, wie:
-Das Martyrium von Cabrit und Bassa (1629, Rathaus von Palma)
-Darstellungen der Unbefleckte Empfängnis (Kirche San Francisco de Palma und Kloster San Bartolomé de Inca)
-Vermehrung der Brote und Fische (Museum von Mallorca).
Daneben gibt es vom späteren Miquel Bestard auch profane Motive – etwa Ansichten Mallorcas vom Hafen aus, das Trojanische Feuer und Seeschlachten – auf großen Leinwänden, die sich durch Extravaganz und manieristische Details auszeichnen.
Ein Ölgemälde aus der ersten, religiösen Periode hat den spanischen Titel Inmaculada Concepción. Es befindet sich noch heute an dem Ort, für den es angefertigt wurde, nämlich die römisch-katholische Kirche Nuestra Señora de Montesión-Jesuitas, auch kurz Monte Sion, in Palma de Mallorca.
Auf dem Gemälde finden sich alle Bauten, die das Himmlische Jerusalem repräsentieren, auf der linken Seite. Gestaffelt von vorne nach hinten sind dies zunächst die offene Pforte, dann die geschlossene Pforte und zuletzt im Hintergrund die Civitas Dei. Die zwei Pforten sind überladen mit Säulen, Kapitellen und Schmuckdekor am Übergang von der Renaissance zum spanischen Barock. Sie belegen, weshalb man Bestard in einem Ausstellungskatalog von 2007 auch als Meister in manieristischer Tradition bezeichnet hat.
Möglicherweise gab es bei den beiden Pforten historische Vorbilder, auf die Bestard Bezug nahm. Die Civitas Dei jedenfalls soll Sevilla in Andalusien darstellen, hier mit dem der Giralda, einem ehemaligen Minarett der einstigen Hauptmoschee und heutiger Glockenturm der Kathedrale.

Im 21. Jahrhundert kam eine weitere, 172 x 121 Zentimeter große Ölmalerei der Maria Immaculata aus dem 17. Jahrhundert auf den Kunstmarkt. Sie wird von Fachleuten Miquel Bestard oder seinem Umkreis zugeschrieben. Grundlage der Zuschreibung ist weniger die Marienfigur, sondern die ähnlichen Symbole, die vermutlich nicht vom Meister, sondern einem der Schüler ausgeführt wurden. So findet man auch hier die offene Himmelspforte, der eine ungewöhnliche Himmelsleiter in Form einer Treppe gegenüber gesetzt wurde. Auch die Civitas Dei ist vorhanden, im Hintergrund der linken Seite. Wie üblich, dürfen vorne Stadtmauern und hinten ein markanter Berg nicht fehlen, der an den Zionsberg erinnert, nicht fehlen. Die Malerei befand sich vermutlich einst in einem Kloster und ist heute in einer Privatsammlung. Sie steht der weiteren wissenschaftlichen Erforschung nicht zur Verfügung.

Alfonso E. Pérez Sánchez: Pintura barroca en España 1600-1750, Madrid 1992
Marià Carbonell Buades (Hrsg.): Cendres de Troia: el pintor Miquel Bestard (1592-1633), Palma de Mallorca 2007.

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tags: Mallorca, Spanien, Manierismus, Maria Immaculata, Porta Coeli, Civitas Dei, Frühbarock, Sevilla, Giralda, Privatsammlung, Auktion
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