
Luis Lagarto (1556-1624): Immaculata-Darstellungen (1611, 1619, um 1620)
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Claus Bernet
- Dezember 5, 2021
Von Luis Lagarto (1556-1624) ist nicht wirklich viel bekannt; er gilt als einer der talentiertesten und produktiven Malern am Übergang vom 16. zum 17. Jahrhundert. Vermutlich kam er 1556 in Sevilla auf die Welt und erhielt in Granada seine künstlerische Ausbildung. Noch im 16. Jahrhundert zog er nach Neuspanien, wo zahlreiche seiner Malereien der Maria Immaculata entstanden. Das früheste Beispiel, das sich erhalten hat, ist das Aquarell „Virgen del Rosario con santa Catalina de Alejandría y santa Catalina de Siena“ aus dem Mexikanischen Nationalmuseum für Kunst. Das 30 x 25 cm große Werk ist auf das Jahr 1611 datiert. Rechts oben findet man eine offene Himmelspforte, von einem Engel getragen, links unten eine Civitas Dei, die von einem weiteren barocken Engel wie ein Füllhorn ausgebreitet wird.
1619 entstand von Luis Lagarto auf mexikanischem Territorium eine „Tota Pulchra“ als Aquarell. Diese zeigt oben links eine goldene Himmelspforte, die vollständig vergoldet ist. Das Werk war einst für ein katholisches Kloster angefertigt worden und befindet sich heute in einer Privatsammlung.
„Inmaculada Concepción“ ist ebenfalls 1619 entstanden. Die kleine Malerei der Größe 21 x 16 cm wurde in Mexiko verpackt und kam nach Spanien, wo sie heute zur Sammlung des Museo de América (Madrid) gehört. Lagarto fügte gleich zwei Himmelspforten ein, nämlich oben links und oben rechts. Sie sind in unterschiedlichen barocken Formen gehalten, vor allem die rechte Pforte fällt ins Auge, da ihr eine Treppe angefügt wurde. Beide Symbole sind komplett mit Gold überzogen. Auch wenn die linke Pforte beschädigt ist, scheint es so zu sein, dass beide Pforten im geschlossenen Zustand gezeigt sind, was bei zweifacher Darstellung von Pforten kaum einmal zu finden ist.
Eine weitere Doppeltorfassung präsentiert sich diese Immaculata-Darstellung, die um 1620 entstand und Luis Lagarto zugeschrieben wird. Auch hier haben wir eine Malerei, die sich heute in einer Privatsammlung findet. Beide Symbole zwischen der zentralen Marienfigur sind vergoldet und überaus reichlich ornamentiert. Besonders die rechte Pforte ist ein bemerkenswertes Fantasieprodukt, denn der Meister hat in die Pforte, die übrigens auf Doppelsäulen steht, eine zweite Pforte gesetzt. Somit haben wir hier eine Pforte, die gleichzeitig offen und geschlossen ist.
Diese „Tota Pulchra“ stammt aus dem mexikanischen Puebla und ist dort im Museo José Luis Bello y González zu finden. Das Aquarell, zugeschrieben Luis Lagarto, ist lediglich 25 x 20 cm groß. Es zeigt am oberen Rand links eine offene, barocke Himmelspforte. Sie besitzt im Verhältnis zu ihrer Größe bemerkenswerte zackige Ausbuchtungen und eine Sprenggiebel. Dieses Werk ist ebenfalls um 1620 entstanden.
Guillermo Tovar de Teresa: Un rescate de la fantasía. El arte de los Lagarto, iluminadores novohispanos de los siglo XVI y XVII, México 1988.
Héctor Schenone: Santa María. Iconografía del arte colonial, Buenos Aires 2008.
Sergi Doménech Garcia: La imagen de la mujer del apocalipsis en nuva Espana y sus implicaiones culturales, Valencia 2013.