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Hilde Ferber (1901-1967): Ehem. Christuskirche in Bielefeld-Senne (1956)

Mit der evangelischen Christuskirche in Bielefeld-Senne nahm es ein frühes Ende. Die Kirche wurde erbaut, als die Stadt überfüllt war mit Flüchtlingen, die damals noch fast alle einer christlichen Gemeinschaft angehörten. Die Stadt expandierte, man benötigte Gotteshäuser, die Christuskirche wurde 1955/56 mit einfachen Mitteln als Vertriebenenkirche erbaut. Bei den Fenstern hatte man nicht viel Geld zur Verfügung, so dass eine bis dato wenig bekannte Glasmalerin zum Zuge kam: Hilde Ferber (1901-1967). Es handelt sich um eine örtliche Künstlerin, die nach dem Krieg Glasfenster vor allem in evangelischen Kirchen Ostwestfalens schuf, so in Bad Oeynhausen, Bünde oder Lübbecke.

Ihr Chorfenster im linksseitigen Altarbereich der Kirche in Bielefeld-Senne besteht aus Antikglas, Blei und Schwarzlot. Es hat auf neun Bildfenstern endzeitliche Ereignisse zum Thema; in den vier Ecken sieht man oben Engel mit Posaunen, links unten einen Beter und rechts einen Pilger mit Stab. Von der Stadt sehen wir zunächst in den Ecken unten Tore, dann oben auch Türme und in der Mitte, hinter Gottvater und Christus, weitere Bauten, die gleichzeitig das himmlische wie das historische Jerusalem in Palästina darstellen. Neben Gott und Christus ist rechts auch eine weiße Taube gesetzt, womit auf die Trinität verweisen sein soll. Gleichzeitig ist es das einzige Glasfenster, bei dem das Motiv des „lebenden Kreuzes“ anklingt.

Im neuen Jahrtausend wurde die Kirche kaum noch genutzt. Die evangelische Emmauskirchengemeinde musste den Bau aus finanziellen Gründen aufgeben, er soll zu einer Volkshochschule umgebaut werden. Trotz der staubigen Umbauarbeiten leuchtet das Fenster und ist schöner denn je! Es gibt ein Bestreben der Gemeinde, dieses Glasfenster zu retten, es auszubauen und eventuell in das Haus der Gemeinde neu einzubauen.

Christina Wittler, Marie-Luise Austmeyer: Auf den zweiten Blick. Die Glaskünstlerin und Pädagogin Hilde Ferber, in: Bärbel Sunderbrink (Hrsg.): Frauen in der Bielefelder Geschichte, Bielefeld 2010, S. 264-273.

 

tags: Bielefeld, Ostwestfalen, Nachkriegskunst, Pilger, Trinität, Umbau, Entwidmung
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