Suche
Close this search box.

Fahrstuhl-Ikonen aus der Ukraine (16. Jh.)

Diese Ikone befindet sich im Ukrainischen Nationalmuseum in Lemberg. Fachleute datieren sie auf das 16. Jahrhundert. Entstanden sein soll sie in einem orthodoxen Kloster oder einer Kirche in Stanylia, etwa 50 Kilometer südlich von Lemberg. Das ist bereits alles, was über diese Ikone bekannt ist, auch Forschungsliteratur zu diesem Objekt fehlt. Auftraggeber, Entstehungshintergrund und beteiligte Künstler sind daher völlig unbekannt. Nicht einmal, wie diese Ikone in das Museum gelangte, ist heute bekannt. Ihr Erhaltungszustand ist bedenklich; Links sieht man eine Bruchstelle der insgesamt drei Bretter, rechts blättert an verschiedenen Stellen immer wieder Temperafarbe ab.
Das Objekt gehört zur größeren Sammlung von Fahrstuhl-Ikonen (oder Fahrstuhl-Jerusalem), die alle an der linken Seite ein Band aufgemalt haben, an dem Menschen wie in einem Fahrstuhl von unten nach oben gelangen, also von der Hölle oder dem Fegefeuer in das rettende Neue Jerusalem. Die Kästchen, aus denen sich das Band zusammensetzt, kann man links gut erkennen. Folgende Szene spielt sich darin ab: links hält ein Teufel dem Menschen ein schriftliches Sündenregister vor, rechts spricht ein Engel sich für die Rettung des Menschen aus. Oben erreichen die Kästchen eine Himmelspforte, deren beide Flügeltüren weit offen stehen. Innen ist lediglich das blaue Firmament angezeigt, das sich auch weiter rechts findet, wo Engel die Gestirne aufziehen. Auch die beiden Flügeltüren sind nicht weiter verziert. Das Detail belegt, dass einfachste, stilisierte Himmelspforten keine moderne Erscheinung sind, sondern sich bereits in der Frühen Neuzeit finden lassen. Sie verfolgen die Traditionslinie der engen, schmalen Pforte und dass das Neue Jerusalem lediglich eine Hütte bei den Menschen ist. Im Umfeld der Pforte ist übrigens ein heller blauer Kreis angedeutet. Dies symbolisiert zum einen die Vollendung, dann aber auch die neue Schöpfung, die man sich erneut als einen Planeten vorstellte.

 

Es hat sich mindestens eine Ikone erhalten, welche genau diese Konzeption aufgenommen hat, aber gröber und schneller gearbeitet wurde. Auch finden sich typisch manieristische Zutaten von Kopien, wie etwa die weißen Sterne im blauen Kreis um die Himmelspforte. Das Kunstwerk wird auf die Zeit um 1550 datiert, als sich die Ikone in dem slowakischen Dorf Ruska Bystra unmittelbar an der Grenze zur Ukraine befand. Später gelangte sie in das Ukrainische Kulturmuseum von Svidnik.

 

tags: Fahrstuhlikone, Ukraine, Nationalmuseum Lemberg, Teufel, Sündenregister, Minimalismus, Kopie, Manierismus, Ukrainisches Kulturmuseum von Svidnik
Share:
error: