Marienkirche in Flensburg (um 1480)

Die Sankt-Marien-Kirche (kurz Marienkirche, dänisch Vor Frue Kirke) ist eine der evangelischen Hauptkirchen der Stadt Flensburg. Im Inneren haben sich an verschiedenen Stellen gotische Gewölbemalereien erhalten. Neben Szenen aus dem Leben Mariens, Grotesktänzern und Ritter, außerbiblischen Geschichten findet man auch ein Himmlisches Jerusalem im Rahmen eines Weltgerichts. Zusammen mit der Heilig-Geist-Kirche (um 1400) und der Johanniskirche (1515-1525) ist es das dritte mittelalterliche Fresko mit diesem Motiv, welches sich in Flensburg erhalten hat.
Positioniert ist es in der Marienkirche am Gewölbe über dem monumentalen Hochaltar, welches die Malereien fast verdeckt. Man findet dort Christus als Weltenrichter auf einem Regenbogen sowie rechts Johannes der Täufer, der seinen Platz oberhalb des geöffneten Höllenrachens hat. Nach links gehen aus Christi Mund drei Lilien als Zeichen der Vergebung hervor, und auf dieser Seite befindet sich auch das Himmlische Jerusalem. Die Stadtdarstellung ist ganz in die Ecke gesetzt. Sie besteht aus einem massiven Turm mit mehreren Dachgauben und einem seitlichen Eingang. Teile der Architektur sind von der gewaltigen Marienfigur verdeckt, die für die gerade aus den Gräbern Auferstandenen bittet.

Datiert wird die Malerei auf das Ende des 15. Jahrhunderts. Damals gehörte die Stadt zum dänischen Süderjütland und wurde auch kirchenrechtlich von Dänemark aus betreut. Von daher darf man die Maler im skandinavischen Raum vermuten, der ja im 15. Jahrhundert eine reiche Tradition der Freskenmalerei hatte und wo es zahlreiche Kirchen mit dem Weltgerichts gab. Allerdings sind wesentliche Informationen, wie Auftraggeber und Entstehungshintergrund, heute nicht mehr bekannt.

Ein Rundgang durch die St. Marienkirche zu Flensburg, o.O. 1956.
Udo Gräve: St. Marien, Flensburg, Regensburg 1993 (2).

 

tags: Schleswig-Holstein, Spätmittelalter, Flensburg, Marienfigur, Weltgericht, Fresko
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