
Fresken der Kirche Tandslet (1501) und Johanniskirche Flensburg (1515-1525)
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Claus Bernet
- Juli 28, 2021
Das Wandgemälde der Kirche Tandslet, entstanden 1501, ist ein Meisterwerk der frühen Renaissance in Dänemark. Um diese Zeit befand sich die Marienverehrung auf einem neuen Höhepunkt, der erst durch die Reformation zum Erliegen kommen sollte. Von daher ist es stimmig, dass die Gottesmutter fast so groß wie die Christusfigur aufgemalt wurde und Petrus als eigentlicher Stadt- und Torwächter in eine Nebenrolle im Hintergrund verdrängt wurde. Während der Engel über der Stadt gekonnt aufgezeichnet wurde, hat der Künstler auf die Stadtarchitektur weniger Sorgfalt verwendet. Es handelt sich um einen zeitgenössischen Kirchenbau, der mit der Schilderung aus der Apokalypse nicht mehr viel gemein hat. Eine Seele rettet sich über eine Rampe in die Stadt, von der links eine Art Netz ausgeht, das sich bis zur rechten Wandseite zieht und dort im Höllenschlund endet. In diesem Netz öffnen sich die Gräber zum Jüngsten Gericht, und man findet entweder im Himmlischen Jerusalem Schutz oder ist der Hölle ausgeliefert.

Der Maler Peder (Peter) Lykt hat zwischen 1515 bis 1525 die Gewölbe der Flensburger Johanniskirche farbenprächtig ausgestaltet. Die Konzeption der dortigen Weltgerichtsszene entspricht bis ins Detail der Fassung der Kirche im dänischen Tandslet. Der rotfarbene Turm, der in Flensburg Jerusalem repräsentiert, ist durch eine schmale Pforte über ein paar Treppen zu erreichen. Ihm gegenüber ist ein runder Teufelsturm gesetzt. Obwohl die Fresken 1734 übergeweißt und erst 1910 wiederentdeckt wurden, sind sie sehr gut erhalten.
Die St. Johannis-Kirche in Flensburg, hrsg. u. d. Gemeinde gewidmet vom Kirchenvorstand, Flensburg 1914.
850 Jahre St. Johannis in Flensburg, (Flensburg) 1975.
Claus Bernet: Das Neue Jerusalem in Skandinavien, Norderstedt 2015 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 23).