In der Flensburger Heilig-Geist-Kirche haben sich mittelalterliche Wandmalereien aus der Zeit um 1400 erhalten, es sind heute die ältesten Malereien der Stadt, entstanden noch vor der Marienkirche mit ähnlichen Motiven. Das dritte Joch von Westen (bzw. das zweite Joch im Hauptschiff) präsentiert dort ein Weltgericht mit einem Neuen Jerusalem als Himmelspforte im linken Zwickel. Die Position ist ungewöhnlich, denn es handelt sich nicht um eine Ausmalung der Apsis, sondern um eine des linken Mittelschiffs. Ebenso ist die Gestaltung originell und ohne Vergleich: Unter einer Figurengruppe über einem Engel ist ein annähernd quadratischer Baukörper gesetzt. Vor goldenem Hintergrund ist ein weiterer Engel mit extrem langen Flügeln und einem weißen Gewand eingefügt. Darüber befindet sich eine Dachzone mit Treppengiebeln, nach unten grenzt ein massiver Sockel den Baukörper ab. Verzichtet wurde hier auf Petrus oder Gerettete vor der Pforte, die meist die Aufgabe hatten, die mittelalterlichen Stände zu repräsentieren.

Die zweischiffige Hallenkirche mit dem Namen St. Laurentius war einst die Kirche des Hospitals zum Heiligen Geist; hier wurden Kranke und Alte der Stadt versorgt. Die Sterblichkeitsrate war hoch; viele der Patienten verbrachten hier ihre letzten Lebenstage. Wie häufig, ist in solchen Kirchen oder Kapellen das Himmlische Jerusalem zu finden, da das Bild den Sterbenden Trost und Zuversicht schenken konnte. In der Reformation wurde die karitative Einrichtung geschlossen, die Malereien wurden übermalt. Erst 1926 wurden sie unter mehr als zehn Schichten Putz wieder entdeckt und anschließend freigelegt.

Chr. Karstoft, Frants Vendelhaven, Paul Leckband: Heilig-Geist-Kirche Flensburg, o.O. 1982.
Jane Bossen, Helge Krempin: Helligåndskirken i Flensborg: 1386-1986, København 1986.
Viggo Jacobsen: Mut zur Veränderung: die Heiliggeistkirche zu Flensburg, in: Solo verbo: Festschrift für Bischof Dr. Hans Christian Knuth, Kiel 2008, S. 572-579.