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Hans Peter Brahm (1958-1999): Wittefriedhof in Oberhausen (1993)

Betritt man den römisch-katholischen Wittefriedhof von der Wittestraße aus, gelangt man durch einen Laubengang zur modernen Friedhofskapelle. Diese gehört zur Propstei St. Clemens in Oberhausen-Sterkrade (Ruhrgebiet). Dort findet sich unter einer expressiven Holzdachkonstruktion ein Wandmosaik aus dem Jahre 1993, auf dem das Neue Jerusalem dargestellt ist. Es handelt sich um ein Werk von Hans Peter Brahm (1958-1999), der auch für die Glasmanufaktur Derix Entwürfe beigesteuert hat. Die Idee zu der Innenausgestaltung hatte seinerzeit der Priester Johannes Knauf (1923-2018). Die inhaltliche Thematik gab dann der Kirchenvorstand vor, die Ausgestaltung lag in der Verantwortung des Künstlers.


Die Steine (Naturstein, Travertinmarmor und Schiefer für die erdgebundenen Dinge, venezianisches Glasmosaik, Smalten und Blattgold für die Transzendenz) sind mit Pastelltönen zurückhaltend koloriert, weite Teile des Kunstwerks wurden weiß belassen. Die Darstellung der Stadt Jerusalem ist durchaus „klassisch“: Man findet die Quadratform, die zwölf Türme, die hier zugleich Eingänge sind, den Lebensfluss und das Lamm Gottes im Zentrum. Von diesem gehen konzentrische Farbkreise in braun, ocker, orange und gelb aus: das Lamm ist das eigentliche Licht, das die Stadt erleuchtet.
Verzichtet wurde auf Figuren; weder Christus, Engel, Johannes oder Erlöste sind hier dargestellt. Dynamik und Bewegung erzielte Brahm geschickt durch zwei Mäander: ein rotes Blutband und ein blaues Wasserband. Beide haben ihren Ursprung im Gotteslamm und fließen von dort gewunden nach unten. Der Künstler schrieb dazu: „Ich wählte die Farbe rot für die Liebe und das Blut, das die Verbindung zwischen Gott und Menschen darstellt. Der untere Teil der Komposition, in grün und schwarz gehalten, veranschaulicht die Gruft und die Rückkehr zur Erde, wird aber gleichsam gesprengt durch den roten Schaft des Gnadenflußes vom Lamm durch den Kreuzestod zum Leben. So wird der Tod das Tor hin zur Unsterblichkeit“.
Der Lebensfluss teilt sich, durchströmt die Tore, vereinigt sich wieder, um schließlich in den stilisierten Buchstaben Alpha (links) und Omega (rechts) zu münden. Aus diesen roten Buchstaben, dem „lebendigen Wort Gottes“, entspringen die Zweige und Blätter des Lebensbaums; hier ein Olivenbaum, da seine Früchte heilendes Öl spenden. Der Blutstrom jedoch, der für den Heiligen Geist steht, drängt weiter nach unten bis in die irdische Gemeinde. Neben dem Gotteslamm speist er sich auch von Gott selbst in den Wolken über der obersten Ecke der Gottesstadt.

Hans Peter Brahm: Gedanken des Künstlers über das Mosaik am ‚Ort der Hoffnung’, o.O. 1993.

 

tags: Friedhof, Kapelle, Oberhausen, Ruhrgebiet, Glasmanufaktur Derix
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