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1556, Epitaph, St. Sebastian, Ingolstadt, Oberbayern © Claus Bernet

Maria Immaculata aus St. Sebastian in Ingolstadt (1556)

Die spätmittelalterliche römisch-katholische Kirche St. Sebastian in Ingolstadt besitzt an der rechten Seite vom Altar ein Kunstwerk, welches auf 1556 datiert ist. Vermutlich befand sich die steinerne Grablege einst vor der Kirche und wurde erst später an ihren prominenten Ort gebracht.
Es handelt sich um eine Darstellung der Symbole Mariens der Lauretanischen Litanei. Entstanden war dieser Bildtypus im Spätmittelalter, vermutlich in Frankreich. Hochwertige und frühe Beispiele aus Deutschland sind selten; dieses hat, anders als Malereien oder Glasfenster, als Sandstein die Jahrhunderte gut überstanden. Dank einer umfangreichen Restaurierung kann man auch die ursprüngliche Kolorierung wieder gut erkennen. Für das Thema des Himmlischen Jerusalem ist dieses Beispiel der Maria Immaculata ergiebig, denn es zeigt die Symbole der Gottesstadt an drei Stellen in Form unterschiedlicher, aber ähnlicher Symbole, die durch die eingemeißelten Bezeichnungen identifiziert werden können.
Im Uhrzeigersinn wären dies zunächst rechts der zentralen Marienfigur die geschlossene Pforte. Es ist ein verziertes, klassizistisches Renaissancetor, dessen überkreuzte Linien in der Türfüllung deutlich machen sollen, dass diese Pforte noch geschlossen ist.

Auf der linken Seite nimmt die Civitas Dei Raum ein. Ihre Profilierungen sind relativ schwach ausgearbeitet; so erkennt man eine hohe weiße Mauer (vgl. Notre-Dame in Cré-Sur-Loir), hinter welcher sich eine große Kuppel erhebt. Links der Mauer ist die Hälfte eines Stadttores zu finden, von dem unklar ist, ob es geschlossen oder geöffnet ist.

Andres ist es bei dem letzten Symbol für das Himmlische Jerusalem, der Porta Coeli links oben. Wie auf älteren Malereien aus Italien oder Frankreich ist in diese Pforte eine menschliche Figur gesetzt. Vorbilder sind Cornelis Cort (1567), Hieronymus Wierix (vor 1604) und eine anonyme Malerei von 1600. Diese Figur schreitet vorwärts und erhebt beide Hände. Vermutlich ist es kein Engel und auch kein Torwächter, sondern ein Geretteter, der dankbar und erfreut die himmlische Sphäre betritt.

Siegfried Hofmann: Zur Ausstattung der Ingolstädter Sebastianskirche im 16. und 17. Jahrhundert, in: Sammelblatt des Historischen Vereins Ingolstadt, 83, 1974, S. 287-296.
Sanierung der Sebastianskirche Ingolstadt, Ingolstadt (1989).

 

tags: Porta Clausa, Porta Coeli, Civitas Dei, Epitaph, Oberbayern, Maria Immaculata
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