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Russisches Arkaden-Jerusalem (um 1880)

Diese Ikone der Gesamtgröße 52 x 42 Zentimeter mit einer Darstellung des Weltgerichts entstand in den 1880er Jahren in Russland als Temperamalerei. Wo genau ist ebenso unbekannt wie der Auftraggeber oder die ausführende Werkstatt. Wie viele dieser Arbeiten zeigt der unbekannte Meister uns unten links das Paradies mit der Paradiespforte und unten rechts eine detailfreudige Hölle. Dazwischen schiebt sich eine Schlange in die obere Hälfte, die mit zahlreichen Heiligen und Engeln besetzt ist. Die obere ist von der unteren Sphäre durch zwei horizontale Wolkenbänder abgegrenzt. Ein vertikales Band, auf dem Heilige aus dem unteren Bereich sich noch in die Stadt retten können, gibt es auf dieser Ikone nicht. Über dem ersten Wolkenband stehen die Heiligen, über dem zweiten Band findet man oben links das Himmlische Jerusalem. Die Stadt besteht vorne aus einer niedrigen, ockerfarbenen Mauer, in der eine Hauptpforte positioniert wurde. Diese Hauptpforte ist als Torhaus gestaltet und wird von zwei kleinen Engen bewacht. Aus der Mauer schrauben sich grünlich-blaue Säulen nach oben, die sich zu drei Arkaden vereinen. 2022 wurde diese Ikone in der Schweiz bei einer Kunstauktion verkauft und steht nicht länger der Erforschung zur Verfügung. Die malerische Ausführung und die individuelle Gestaltung der Figuren ist jedoch für eine Ikone der 1880er Jahre atypisch, so dass wir vermutlich eine (gut gemachte) Fälschung vor uns haben.

 

Es existiert eine weit verbreitete Kopie aus dem 20. Jahrhundert. Auf dieser ist der Torbau in der mittleren Arkade besser zu erkennen. Hier ist es ein Engel, der davor Wache hält. Im Hintergrund der Arkaden findet man etwas Grün: Dies ist eine Reminiszenz an den Paradiesgarten, der als alttestamentarischer Vorläufer des neutestamentarischen Himmlischen Jerusalem gilt. Die gleichen Pflanzenelemente findet man übrigens auch auf dieser Ikone bei der Paradiesdarstellung unten rechts, über den drei Patriarchen.

Claus Bernet: Ikonen des Weltgerichts, Norderstedt 2015 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 37).

 

tags: Weltgericht, Russland, Arkadenjerusalem, Auktion Danja
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