
Mørkøv, südlich von Holbæk, ist eine Kirchspielgemeinde auf der Insel Sjælland in Süddänemark. Die dortige Kalkmalerei der Spätgotik ist, wie die gesamte Kirche, wenig bekannt und wissenschaftlich nicht erforscht, kunsthistorisch nicht dokumentiert. Die Malerei bietet dem Betrachter bezüglich des Himmlischen Jerusalem eine ungewöhnliche Darstellungsform. Auf einer der Deckenkappen sind die drei Elemente Stadt, Schutzengel und Gerettete derart gerundet angeordnet, dass sie einen Kreis ergeben. Die Stadt präsentiert sich in Form einer Kirche mit zwei Türmen, denen gegenüber sich die Eingangspforte befindet. Hier ist es nicht Petrus, sondern ein Engel, der eine Gruppe Geretteter in die Stadt einlässt. Kostbare unterschiedliche Gewänder deuten darauf hin, dass die Geretteten mittelalterliche Stände repräsentieren.
Die einzelnen Teile sind eng aneinander geschoben, so dass dazwischen kaum mehr Freiraum besteht und die verschiedenen Elemente vom Kirchenschiff aus schwerlich unterschieden werden können. Eine Schräglage von Stadt und Geretteten findet sich auf Gewölbemalereien zwar häufig, aber die in Mørkøv gebotene Kreisform ist einzigartig. Sie muss zwischen 1460 und 1480 entstanden sein, beaufsichtigt von Bischof Oluf Mortensen Baden (gest. 1485) aus Roskilde, das in engem Austausch mit Mørkøv stand. 1979/80 wurden die Malereien umfangreich restauriert.
Marie-Louise Jørgensen, Hugo Johannsen, Mogens Vedsø, Ulla Kjær, Sissel F. Plathe: Danmarks kirker, Bd. 4: Holbæk Amt, Heft 10, Kopenhagen 1983.
Claus Bernet: Das Neue Jerusalem in Skandinavien, Norderstedt 2015 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 23).
Beitragsbild: Birgitte S. Pedersen