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„Lewes Group“: Weltgericht aus St Botolph in Hardham (um 1110)

St Botolph in Hardham (Sussex), eine Kirche im Stil anglo-normannischer Architektur, ist berühmt für seine Ausmalungen um das Jahr 1110. Ausgeführt wurden sie von einer Künstlergemeinschaft, der man den Namen „Lewes Group“ gegeben hat, die auch in den Kirchen von Clayton, Coombes, Plumpton und Westmeston tätig war. Gesichert ist, dass die Kirche St Botolph in Hardham die heute ältesten Fresken Englands besitzt; sie wurden 1862 von dem Architekten Henry Woodyer (1816-1896) entdeckt, zuvor waren sie schon im 13. Jahrhundert mit Tünche überdeckt worden.
Hier interessiert insbesondere das Fresko in Richtung Osten auf dem oberen Teil des Triumphbogens vor der Apsis. Im Zentrum über dem Scheitelpunkt befindet sich das Agnus Dei in einem Tondo. Zu beiden Seiten deuten Arkadenfriese (Typus Arkadenjeusalem), Biforienfenster und Dachlandschaften das Neue Jerusalem an, in dem Heilige stehend Gott anbeten. Darüber wurde ein Schriftband mit kurzen Erklärungen gesetzt.
Die Himmelsarchitekur ist vor allem auf der rechten Seite zu finden, die auch besser erhalten ist, was auch für das Schriftband gilt. Zwischen den stehenden Heiligen erheben sich in unregelmäßigen Abständen Türme mit einem rautenförmigen Grundmuster. Dieses erinnert an ähnliche Darstellungen in den Handschriften MS 120 aus dem Pembroke College und MS Caedmon aus der Bodleian Library, Oxford. Die einheitliche rote Farbe war für diese Zeit typisch; es handelte sich um ein Gemisch aus Ochsenblut, das kostengünstig zur Verfügung stand.

Tancred Borenius, Ernest William Tristram: English medieval painting, Paris 1926.
St. Botolph’s church, Hardham, West Sussex: the wall paintings, Hardham 1991.
Alison Sawdy, Adrian Heritage, Sharon Cather: St. Botolph’s church, Hardham, London 1998.
Claus Bernet: Vorromanik, Ottonik, Romanik, Norderstedt 2015 (Meisterwerke des Himmlischen Jerusalem, 29).

 

tags: Weltgericht, Romanik, England, Triumphbogen, Raute
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